Gut böser Muckenmarathon

■ Alternative auf den Punk(t) gebracht: Die Off-Breminale powerte, was das Zeug hielt. Und das hielt allerhand

Im Dunstkreis des vom Tofu und Kebab geschwängerten Breminale-Spektakels hatten es die Veranstalter der Off -Breminale im Wehrschloß am Hastedter Osterdeich nicht schwer, ihre nicht-erklärte Nicht-Gegenveranstaltung mit dreizehn Musikgruppen in angemessener Stimmung über die Bühne zu bringen. Auch wenn es das erste Mal war - die Mammut-Fete der Independentszene war ein gut durchgezogenes Festival.

Was so ein selbstverwalteter und selbstorganisierter Mucken -Marathon leisten kann, offenbarte sich auch im Innenhof des Jugendzentrums. Neben der zugegeben phonstarken Musik von der Bühne zupften auch Kulturschaffende, die gar nicht im Programm aufgeführt waren, salsa-verwandte Klänge auf mitgebrachten Akustik-Klampfen.

In der Nähe der Becks-und Jeverflaschen waren Pogo und andere Einlagen allerdings wichtiger. „Die Musik ist ja ganz gut, aber irgendwie böse“, stellte eine sechsjährige kunstsinnig fest, und damit hatte sie nicht einmal so unrecht. Die Hi Jack Jumbos brachten wie zur Manifestation dieser

These ihre Performance auf den Punk(t). Als einzige Bühnenbeleuchtung neben den Notausgangs-Schildern ließen sie Schwarz-Weiß-Dokumentar-Kriegsfilme auf ihre Körper projizieren und erzielten damit einen Eindruck, der haften blieb.

Doch das war nun beileibe nicht die einzige Art von kultureller Betätigung: In den Rasenanlagen am illuminierten Weserwehr knutschten Punk und PunkerInnen, was das Zeug hielt, und das war eine ganze Menge. Diese „friedenstechnischen“ Aspekte zwischenmenschlicher Begegnungen unterstrichen nur zu deutlich den konkreten Umgang mit dem eigentlichen Anspruch der Veranstaltung. Wenn es möglich ist, eine Alternative zu den vielfältigen Aktivitäten auf den Weserwiesen zu bieten, die von Musikern, Organisatoren und BesucherInnen derart positiv aufgenommen werden, kann die Forderung nur dahin gehen, in Zukunft genau dieser Sparte Bremischer Kultur von unten viel mehr Raum zu gewähren. Und Tom Geffken war Spitze wie immer.

Jürgen/Til