Kolumbiens Guerilla skeptisch

„Friedensangebot“ von Präsident Barco / Guerilla soll „entwaffnet und aufgelöst“ werden / Danach „Wiedereingliederung“ in die Gesellschaft / Guerilla will keine Gnade, sondern politische Reformen  ■  Aus Bogota Ciro Krauthausen

Mit Skepsis haben die kolumbianischen Guerillabewegungen auf eine Donnerstag abend von Präsident Barco vorgelegte „Friedensinitiative“ reagiert. Der komplizierte Plan soll noch vor dem Ende der Amtszeit Barcos, 1990, ihre „Auflösung und Entwaffnung“ sowie die „Wiedereingliederung der Aufständischen in die Gesellschaft“ ermöglichen.

Als ersten Schritt der Befriedigung forderte Barco die Guerillabewegungen dazu auf, in „Wort und Tat“ ihre Friedensbereitschaft kundzutun. Erst dann werde die Regierung in direkte Verhandlungen mit den einzelnen Gruppen eintreten. Während dieser Phase hätten die Guerilleros die Möglichkeit, ihre Ansichten über eine bevorstehende Verfassungsreform im Parlament vorzutragen. Nach dem erfolgreichen Abschluß der Verhandlungen würde die Regierung die Aufständischen begnadigen und den seit 1984 währenden Ausnahmezustand aufheben. Dieser ganze Friedensprozeß soll von regionalen Friedensverhandlungen in den Krisengebieten begleitet werden.

Die rechtsradikalen Todesschwadronen, die schon den Friedensprozeß unter der vorherigen Regierung zu Fall brachten und seitdem Tausende von Menschen ermordeten, werden in Barcos Projekt nicht direkt erwähnt. Stattdessen werden den Aufständischen „angemessene Sicherheitsvorkehrungen“ zugesichert. Wie, wenn nichts gegen die Todesschwadronen getan wird, bleibt unklar.

Die Armee, die ebenfalls in den schmutzigen Krieg verwickelt ist, soll weiterhin den „Terrorismus“, worunter sie bislang noch immer die Guerilla verstanden hat, bekämpfen. Nur für „mäßig interessant“ erklärten die Guerillakommandanten in ersten Erklärungen die Friedensinitiative.

Ramiro Lucio, Sprecher und ehemaliges Mitglied der linksnationalistischen Guerillabewegung M-19, erklärte die Friedensinitiative schlichtweg für „naiv“. Nicht eine Begnadigung suche die Guerilla, sondern politische und soziale Reformen sowie die Beendigung des „schmutzigen Krieges“ gegen die linke Opposition. Konkrete Reformen aber werden in der Friedensinitiative nicht versprochen. Und auch von einer Verfassungsreform, die im Kongreß ausgehandelt werden soll, hält die Linke nicht viel. Immerhin hat die Liberale Partei, die dort über eine Mehrheit verfügt, just den ehemaligen Staatspräsidenten Julio Cesar Turbay Ayala, in Kolumbien ein Symbol für Korruption und Mißachtung der Menschenrechte, zu ihrem Präsidenten gewählt.