Alle Jahre Frieden feiern

■ Friedensfeiern und Friedensflugblätter jedes Jahr zum 1. September / „Bewegung muß aus der Isolation raus“ / „Bei geraden Jahreszahlen steigen die Medien ein“

Wir feiern den Frieden, wir diskutieren den Frieden, wir demonstrieren kämpferisch oder bunt für den Frieden - in den ersten Septembertagen. Über den Sinn und Unsinn dieses diesmal eher dünn besuchten - Rituals befragte die taz drei, die auch 1988 um den Antikriegstag herum auf Podien saßen und auf dem Marktplatz und vor Rüstungs-Werkstoren Flugblätter verteilten.

Armin Stolle, Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Ost und seit Jahren engagierter Friedenskämpfer, hatte am Sonntag vor der Rüstungsfirma MBB Flug

blätter an die BesucherInnen verteilt. „Hunderte sind in der kurzen Zeit an mir vorbeigegangen: Wir müssen mit der Friedensbewegung unbedingt aus der Isolation raus.“ Nachholbedarf sieht Stolle „vor allem in den Gewerkschaften und in unseren Parteien“. Die Bremer Friedenstage sind für Stolle überhaupt kein kein leeres Ritual: „Das gibt es in keiner Stadt in dieser Kontinuität, auch daß Regierungsverantwortliche mit der Basis so an einem Tisch diskutieren. Da werden wir aus anderen Städten bestaunt.“

Henning Scherf, zweiter Bre

mer Bürgermeister, sieht das Ganze im historischen Zusammenhang: „Das hat immer Wellen gegeben, seit den 50er Jahren, seit ich ein Pöks war. Nach dem Krieg waren alle antimilitaristisch - dann kam der Wiederaufbau. Dann die großen Bewegungen gegen die Atom-Bewaffnung der Alliierten, die Ostermärsche ... Einbrüche gab es immer: als die APO das Feld aufgab oder die Ökobewegung sich mehr um AKW kümmerte. Daß ein Sozi-Senator so wie am Sonntag auf dem Podium einer von Kommunisten organiserten Ver

anstaltung sitzt, wäre früher undenkbar gewesen!“

Ekkehard Lenz vom Bremer Friedensforum hätte „natürlich gern mehr Leute gesehen“, ist aber für Niedergeschlagenheit „zu lange im Geschäft“. Er setzt auf gerade Zahlen: „Nächstes Jahr ist der 50. Jahrestag des Kriegsbeginns - da steigen die Medien immer ein.“ Ärgerlich findet Lenz die Zurückhaltung der Gewerkschaften und des grün-alternativen Spektrums. „Eins ist klar: Wenn es irgendwo knallt, dann sind die Leute auf der Platte! S.P