Gewonnen!-betr.: "Tomaten-Match gewonnen", taz vom 1.9.88

Betr.: „Tomaten-Match gewonnen“, taz v. 1.9.

Mit dem oben genannten Artikel hat die taz ein klares Bekenntnis zum Journalismus a la Springer-Freistil geliefert. Falsche Behauptungen, Halbwahrheiten und spektakuläre Schlagworte werden zu einem verkaufsträchtigen, volksverdummenden Konglomerat zusammengeschustert. Auch mit dem Anspruch auf „Ausgewogenheit“ ist es endgültig vorbei: Die Autorin, Frau Fehrle, gab offen zu, sich nur mit dem Vorreiter der Straßenbaumafia Ücer (S.T.E.R.N) und Baustadtrat Orlowsky unterhalten zu haben. Bevor ich ein wenig auf den Hintergrund der Vorfälle eigehe, möchte ich die falschen Behauptungen klarstellen: „Orlowsky stand im Kinderbauernhof im Ring. Die sog. Bürgerversammlung fand in einem winzigen Raum in der Adalbertstr., also nicht im Kinderbauernhof statt. Anwesend waren Bewohner des Bock 73, also nicht in erster Linie Kinderbauern. Es ging keineswegs um die Wegeplanung für die Backsteinfabrik.“ Die geplante LKW-Straße für Schwerlastverkehr über die Pferdekoppel des Bauernhofes (der auch der Schweinestall und die Wagenburg zum Opfer fallen sollen) steht im Gegensatz zur Realisierung der Backsteinfabrik als sozio-kulturelles Projekt. Vielmehr sind GSG und Erzspekulant Freimuth (Kuthe GmbH) daran interessiert, mit Hilfe der Schwerlastverkehrszufahrt die Backsteinfabrik (Waldemarstr.37) und die Walde 33 zu einem teuer vermietbaren Gewerbekomplex zu machen. Zur Gesprächsbereitschaft: Im Vorfeld der Veranstaltung gab es einen Schriftwechsel zwischen Anwohnern und Bezirksamt/S.T.E.R.N. Der Blockrat forderte die o.g. Stellen auf, die zu kurzfristig einberufene Veranstaltung um 4 Wochen zu verschieben, damit wir die Gelegenheit haben, unsere massiven Einwände zusammenzutragen. Wir fordern nach wie vor öffentliche Erörterung in einem geeignet großen Raum im Oktober. Die von S.T.E.R.N. kurzfristig verteilte Einladung war unverständlich und unklar. Kaum einer konnte verstehen, daß es sich bei dem „Ersatzbau der Noterschließungswege“ um eine LKW-Straße für 38-Tonner handelt. Wer sich die Mühe macht, die in der Iba -Hochglanzbroschüre von '84 („Kinderbauernhof in der Konderlandschaft“) an eine Hauswand verlegte Landstraße mit dem nun geplanten „Highway“ über die Pferdekoppel zu vergleichen, erkennt, mit welchen Methoden S.T.E.R.N. zu arbeiten bereit ist.

Die taz sollte sich nicht zum Erfüllungsgehilfen von Spekulaten und „Kreuzbergsäuberungsstrategen“ machen!

H. Böziger