Intendantin beim Saarländischen Rundfunk unerwünscht

■ Rundfunkrat läßt Bewerberinnen für den Intendantenposten nicht zu / Vorschlag des deutschen Journalistinnenbundes nicht berücksichtigt / Reaktion nach Ablauf der Bewerbungsfrist

Hamburg (taz) - Die Intendantenstelle beim Saarländischen Rundfunk, die Anfang nächsten Jahres neu zu besetzen ist, wird mal wieder unter Männern ausgekungelt. Beim Hearing des Rundfunkrats, das der Wahl des Intendanten vorausgeht, präsentierten sich am Montag vier Bewerber: Manfred Buchwald von HR, Alexander Kulpok vom SFB, Heinz Garber vom SR und Heiko Engelkes vom NDR. Eine Frau war nicht geladen. Die Wahl wird am 19.9. stattfinden und vermutlich auf Lafontains Wunschkandidaten Manfred Buchwald fallen.

Vom „Zeitalter der Quoten“ ist auf den Machtetagen der öffentlich-rechtlichen Medien noch nichts zu spüren. Der Vorstand des Deutschen Journalistinnenbundes hatte sich schon im April an den Vorbereitungsausschuß für die Wahl des neuen Intendanten gewandt und gefordert, bei der Auswahl der Kandidaten auch Frauen zu berücksichtigen. Erfolglos. Das Schreiben blieb nicht nur unbeantwortet, es wurde nicht einmal an die Mitglieder des Rundfunkrats verteilt. Selbst die stellvertretende Vorsitzende des Gremiums, die Gewerkschafterin Ruthild Islinger, zeigte keine Raktion auf diesen Brief. Um eine Frau in die Bewerberliste aufzunehmen, hätte der Vorschlag von einem Mitglied des Rundfunkrats eingebracht und anschließend in dem Gremium diskutiert werden müssen.

Der Journalistinnenbund ließ es bei dem ersten Vorschlag nicht bewenden und half dem Ratbei der Suche nach einer qualifizierten Frau auf die Sprünge. Er schlug den beiden Rundfunkratsvorsitzenden und dem Ministerpräsidenten Lafontaine - lange vor Ablauf der Bewerbungsfrist - Luc Jochimsen vom NDR und Hannelore Gadatsch vom SWF vor. Bis eine Antwort kam, vergingen Wochen. Erst am 1.Juli, nachdem die Bewerbungsfrist abgelaufen war, teilte der Rundfunkratsvorsitzende Fred Wecker schließlich mit, er habe den Brief der Journalistinnen weitergeleitet; und Lafontaine beeilte sich zu betonen, er begrüße grundsätzlich die Initiative der Frauen, könne aber als Ministerpräsident keinerlei Einfluß auf die Wahl des Intendanten nehmen. In der Zwischenzeit hatte zwar auch die Mitgliederversammlung des Journalistinnenbundes stattgefunden und am 17.Juni mit großer Mehrheit Hannelore Gadatsch zur Kandidatin für die Intendantenstelle gekürt. Doch das Telegramm an Lafontaine und die beiden Rundfunkratsvorsitzenden kam einen Tag nach Ende der Bewerbungsfrist und wurde mit einer nichtssagenden Antwort beschieden. Womit alles beim alten wäre: Im Prinzip gibt man sich frauenfreundlich, die Macht bleibt in der Hand der Männer.

Heide Soltau