: Giftgas gegen Christen
■ Irak bombardiert eigene christliche Dörfer nahe der türkischen Grenze / Regierung in Bagdad bietet geflüchteten Kurden Amnestie an
Genf/Berlin (taz/afp/ap) - Von den Giftgasangriffen der irakischen Luftwaffe sind auch die Dörfer der assyrisch -chaldäischen Christen betroffen. Nach Angaben der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ in Göttingen, sind im unweit der türkischen Grenze gelegenen Subna-Tal fünf christliche Dörfer schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Zwischen 4.000 und 6.000 Assyrer seien in die Türkei geflohen. Weiter berichtet die in Göttingen ansässige Organisation, irakische Soldaten hätten zahlreiche kurdische Zivilpersonen bei der Gefangennahme erschossen. In den irakisch-kurdischen Städten Sulimania, Kirkuk und Arbil seien Armee und Polizei dazu übergegangen, alle mit regierungsfeindlichen Parolen bemalten Häuser zu zerstören.
Im übrigen weist die Menschenrechtsorganisation darauf hin, daß die bundesdeutschen Firmen Karl Kolb und Pilot Plant, beide in Dreieich/Hessen ansässig, sowie Water Engineering Technology, Hamburg, der Mitverantwortung am Aufbau jener irakischen Anlagen bezichtigt würden, die es ermöglichten, die Giftgase herzustellen.
Rund 5.500 der insgesamt über 120.000 irakischen Kurden, die in die Türkei geflüchtet sind, sind mittlerweile auf eigenen Wunsch in den Iran gebracht worden. Es handelt sich um Männer, die den Kampf gegen Irak weiterführen wollen.
Kurdische Peschmergas berichteten am Dienstag, die Offensive der irakischen Truppe dauere an. 60.000 Soldaten rückten unter dem Schutz von Jagdbombern, Kampfhubschraubern und Panzern in die kurdischen Städte ein. Offenbar unter dem Druck der wachsenden Kritik im Ausland hat nun die Regierung in Bagdad allen kurdischen Rebellen eine Amnestie angeboten, falls sie sich innerhalb von 30 Tagen den Behörden stellen würden. Die Regelung gelte für alle Kurden, also auch für festgenommene und solche, die ins Ausland geflüchtet seien. Ausgenommen seien nur „rechtmäßig verurteilte“ Personen sowie Massud Barsani, der ins türkische Exil geflüchtete Führer der Kurdischen Demokratischen Partei, sowie Dschalal Talabani, der die Peschmergas der Patriotischen Union Kurdistans anführt.
Am Dienstag traf eine Kommission aus Vertretern des UNO -Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR), des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes und des Welternährungsprogrammes im iranischen Aserbeidjan ein, um sich über die Situation der dort untergebrachten irakischen Flüchtlinge zu informieren. Die iranischen Behörden hatten das UNHCR um Unterstützung bei der Versorgung der Kurden gebeten. Das UNHCR bot bereits am letzten Mittwoch auch der Türkei seine Hilfe an. Doch erklärte eine Sprecherin der UNO -Hilfsorganisation in Genf der taz gegenüber, die türkische Regierung habe das Angebot bisher nicht angenommen.thos
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