T-Bone-Steak und tausend Rosen

■ Wie das Steak-Restaurant „Denver“ mit Hilfe einer Werbeagentur bei der Bausenatorin gegen den Umbau des Domshof protestierte und JournalistInnen den Köder verschmähten

Das edle „Steak- und Lunchhaus Denver“ am Domshof war gestern ganz auf Protest eingestellt. Plakate verunzierten die weißlackierten Sprossenfenster: „Geben Sie Ihre Unterschrift im Kampf um die Bevormundung.„-„1.461 Tage sind genug“.

Der Protest richtete sich gegen den „Schandfleck“ vis-a -vis, den dauer-verunstalteten Domshof, und war von der Hamburger Werbeagentur Kluth bestens organisiert. Zwei junge Damen versorgten die staunenden JournalistInnen mit Namensschildchen. Dann informierten Werbemann Kluth und Denver-Mann Scholz den intimen Kreis der Neugierigen beim Aperitif: „Denver“ erleidet jeden Sommer Umsatzeinbußen von 100.000 Mark, weil der Domshof nicht, wie vom früheren Senatsdirektor Eberhard Kulenkampff persönlich versprochen, 1987 zu Ende umgestaltet ist, sondern bis 1990/91 als Baustelle brachliegen soll. „Denver“ wartet sehnsüchtig seit zweieinhalb Jahren darauf, daß der Fußweg verbreitert wird, damit es die BremerInnen endlich auf seiner geplanten Terrasse verwöhnen kann: „Mit

Korbgestühl und Grünpflanzen sowie einer Riesen-Markise mit Wärmestrahler“.

Die Werbeagentur hatte sich auch eine kleine Protestaktion ausgedacht. „Auf eine nette“ Art wolle man der Senatorin für Städtebauförderung die Bitte vortragen, den Umbau des „Schandflecks“ doch zu beschleunigen. Für jeden bisherigen Bautag war eine Rose geordert worden, und die 1.641fache Rosenpracht sollte nun in Wasserkübeln der Senatorin in einem kleinen Fußmarsch überbracht werden - begleitet von einem kleinen Auf

marsch der Text- und vor allem der FotojournalistInnen.

Als Belohnung für freiwillig mit-marschierende Presse -Menschen hatte Denver-Geschäftsführer Scholz schon während des Aperitifs einen Leckerbissen in Aussicht gestellt: „Surf and Turf“ - übersetzt: Steak mit Hummer.

Ob sich die Senatorin durch protestierende Rosen bestechen läßt, bleibt abzuwarten, viele JournalistInnen jedenfalls verschmähten die Fleischköder des „Denver-Clans“.

Barbara Debus