Tango Argentino

■ „Ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann“ (Discepolo) / „Tango del Arrabal“ tangot heute im Tango-Mekka Bremen

„Wer über seine Mißerfolge spricht, mit dem Mut, der dazu notwendig ist, macht das Beste aus seiner Niederlage. Wer darüber singt und tanzt, hat schon begonnen den Kampf zu gewinnen.“ So beschreibt die Gruppe Tango del Arrabal, heute abend um 20 Uhr im Bürgerhaus-Vegesack zu sehen und hören, für sich den Tango. Die Gruppe, die aus dem nordspanischen Sänger Ramon Regueira, dem aus Uruguay stammenden Tango-Gitarristen Ciro Perez und der in Süddeutschland geborenen Violinistin Annette Meisl, besteht, singt und tanzt ihren Tango zur Musik von Piazzolla, Discepolo , Manzi, Gardel, Lepara usw. Arrabal bieten damit eher traditonelle Tangomusik.

Der Tango (Tango, aus dem Lateinischen tangereberühren) ist ein Tanz, der gegen Ende des 19. Jhdts. in den Hauptstädten Argentiniens und Uruguays entstanden ist. Tango leitet die Empfindungen des Volkes über in den Ausdruck menschlicher Verhaltensweisen und Emotionen. Er erzählt die Geschichte eines im Exil lebenden Volkes und lindert dadurch das Gefühl der Absonderung. Tango als eigenständige Musikform enthält kubanische, italienische und spanische Elemente. Die Angehörigen der verschiedenen Nationen fanden im Tango ein Mittel, um ihre Trauer abzustreifen. In den klagenden Tönen des Tangos schwingt nicht nur enttäuschte Liebe mit, sondern auch Fatalismus, ein schmerzerfülltes Schicksal und der Gedanke an ein verlorenes Paradies: das mythische Europa. Schon 1914 schrieb ein Londoner Journalist: „Der Tango ist in Buenos Aires ausschließlich ein Tanz schlecht beleumdeter Häuser und Tavernen der übelsten Art. Niemals tanzt man ihn in anständigen Salons oder unter feinen Leuten.“

Auch in Bremen gibt es seit ca. vier Jahren eine „Tango Szene“, Bremen gilt (nach Berlin) als „Mekka des Tango“. Man muß jedoch unterscheiden zwischen dem europäisch standardisierten,

in Tanzschulen gelehrten Tango-Tanz, der fast zackig militant wirkt, und dem Argentinischen Tango, der hier in Bremen im Karee in der Hollerstr. 6 getanzt wird. Die Bremer Gruppe versucht eher, die ursprüngliche Form des Tango aufzunehmen. Zwar liegt auch dem Tango Argentino eine feste Schrittfolge zugrunde, die ist im Endeffekt jedoch sehr variabel. Was der Argentinische Tango will, ist, einen Moment zwischen den Partnern herzustellen, eine Beziehung nur für den Augenblick. Es geht nicht darum, möglichst viele verschiedene technisch perfekte Schrittabfolgen zu beherrschen, sondern mehr das Gefühl des Tango Argentino zu bekommen. Jeder Tanz ist ein anderer, erotisch oder kämpferisch. Es findet ein Spiel zwischen Nähe und Distanz statt, man läßt den Körper eine Sprache sprechen. Der Tango ist kein glatter, repräsentativer, plakativer Tanz. Er ist subtil. Der Tango wird getanzt, um Vergänglichkeit und Melancholie zu verstehen. Im Tango Argentino hat auch die Frau die Möglichkeit zur Eigeninitiative. Zwar wird sie wie in allen Paartänzen geführt, kann aber mit einen Kick die gemeinsame Schrittfolge unterbrechen.

Wer heute abend keine Zeit für Tango del Arrabal hat, der kann sich am 26. Oktober in der Glocke eine Argentinische Tango-Gruppe angucken.

Silke Becker