Der IWF-Kongreß kommt Golf-Spielen

■ Bremer Wirtschaft will im Glanz des IWF-Kongresses stehen / Sie lud 100 internationale Banker zum Golfspielen in den „Club zur Vahr“ / Sponsoren: Parkhotel, Siemens, Bremer Landesbank

Die Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank beginnt Ende September nicht in Berlin, sondern in Bremen. Noch vor der offiziellen Eröffung am 26. September treffen sich mehr als 100 prominente Banker und Wirtschaftsfachleute in Bremen, allerdings nicht, um

über die Schuldenkrise der Dritten Welt zu beraten - sie spielen Golf.

Schauplatz des noblen Treffens wird der „Club zu Vahr“ sein, genauer: dessen Golfplatz bei der niedersächsischen Gemeinde Garlstedt. Nach ihrer Ankunft am 22. September werden

die Banker im Bremer Parkhotel absteigen, wo zu dieser Zeit auch Polizei-Sondereinheiten zum Schutz der prominenten Gäste untergebracht werden sollen.

Eingeladen sind die internationalen Banker von der Bremer Wirtschaft unter Federführung der Bremer Landesbank. Der Bremer Senat ist nach Auskunft seiner Pressestelle nicht beteiligt. Zu den Sponsoren des Treffens gehört das Parkhotel. Weitere Wohltäter: Daimler-Benz und Siemens.

Daimler sponsort das Golfspiel der Banker allerdings „nur mit dem Fahrdienst“, wie Pressesprecher von Machui gestern sagte. „Das hat sich so eingebürgert“, erläuterte er. Mit Daimler-Bussen und PKW würden auch Werder Bremen und Boris Becker unentgeltlich transportiert.

Auf einem 18-Loch-Platz, der internationalen Maßstäben genügt, können die Banker sich am 23. September miteinander messen. „Ein Championship-Platz“

sei das, „golfisch sehr reizvoll“, war gestern im Club zu hören, darauf habe 1985 die „german open„-Meisterschaft stattgefunden. Der „Club zur Vahr“, gegründet 1905 von reichen Bremer Kaufleuten, ist bisher der einzige Golfclub der Stadt.

Organisator des Treffens ist die Wirtschafts-Werbeagentur Krebs - unter peinlichster Geheimhaltung. Agenturchef Karl -Heinz Krebs harmlos zur taz: „Ein paar Freunde kommen nach Bremen...“ Seine Agentur gibt sogar die Startkarten für das Golfspiel aus und hat auch die Einladungsbriefe entworfen. Das Logo der Briefbögen zeigt - einen Golfball.

Wer die Teilnehmer sein werden, war gestern noch nicht zu erfahren. Nur soviel: Sie stammen aus 16 verschiedenen Nationen, darunter USA, Japan, Indonesien Liechtenstein, Bundesrepublik, Australien und die Schweiz. Die Fahnen ihrer Heimatländer werden während des Golfspiels hoch

am Mast flattern. Eine Bremer Firma ist beauftragt worden, Fahnenmasten und Fahnentücher für die Ausschmückung des Garlstedter Golfplatzes herzustellen.

Am 24. September fliegen die Gäste mit einer Sondermaschine zur IWF-Tagung nach Berlin. Zu diesem Mammut-Treffen der internationalen Finanzwelt werden mehr als 10.000 Teilnehmer erwartet, darunter mehrere Finanzminister und Notenbank -Gouverneure. Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank sind seit Jahren scharfer Kritik von Ländern der Dritten Welt und von Entwicklungshilfegruppen ausgesetzt. In Berlin wird es einen „Gegenkongreß“ und Demonstrationen gegen den IWF geben, dessen Politik von den Industrieländern bestimmt wird. Kritiker werfen dem IWF vor, daß er die Schuldenlast der Dritten Welt ausnutzt, um antisoziale Sparprogramme in den unterentwickelt gehaltenen Ländern durchzudrücken.

Michael Weisfeld