Haftbefehl in Kolumbien gegen Massakerverantwortliche

Bogota (taz) - In Kolumbien hat eine Untersuchungsrichterin Haftbefehle gegen vier Offiziere der Armee, gegen einen Bürgermeister der regierenden Liberalen Partei sowie gegen die beiden Kokain-Zaren Pablo Escobar und Gonzalo Rodriguez Gacha ausgestellt. Die Offiziere werden beschuldigt, in zwei Gemetzel im März und April dieses Jahres verwickelt zu sein, bei denen im Bananenanbaugebiet Uraba 43 Bauern ermordet worden waren.

Wochen vor den Massakern - so ermittelte die Richterin waren drei mit Kapuzen verhüllte, wenige Tage zuvor verhaftete EPL-Guerilleros mit Armee-Einheiten durch die Plantagen gezogen und hatten die später ermordeten Bauern als EPL-Sympathisanten bezeichnet.

Bei den Massakern war laut Untersuchungsbericht ein Offizier zugegen. Doch die Mörder waren keine Soldaten, sondern eigens eingeflogene Killer aus Puerto Boyaca, einer Kleinstadt in Zentralkolumbien. Der Bürgermeister der Stadt, Luis Rubio Rojas, ist ein Strohmann der Todesschwadronen. Offenbar steht der Politiker, auf den nun der Haftbefehl ausgestellt wurde, auf gutem Fuß mit den beiden Kokain-Zaren Pablo Escobar und Gonzalo Rodriguez Gacha, auf deren Anwesen vermutlich unter dem Schutz der Armee - Killerkommandos ausgebildet.

Ob die erlassenen Haftbefehle auch zu Verhaftungen führen, ist höchst ungewiß. Die vier Offiziere werden - wie schon oft - wohl von den hohen Generälen gedeckt werden. Noch unwahrscheinlicher scheint die Verhaftung der Drogenmafiosi. Die mutige Richterin Marta Lucia Gonzalez aber hat nach Todesdrohungen das Land bereits verlassen - so wie ihre Kollegin Consuelo Sanchez Duran, die den Drogenboß Pablo Escobar im Zusammenhang mit dem Mord an Zeitungsherausgeber Guillermo Cano vor Gericht zitiert hatte und am vergangenen Samstag ins Exil geflüchtet ist.

Ciro Krauthausen