Veto gegen Ärzte-Azubis

■ Personalrat im Krankenhaus „Links der Weser“ will keine Billig-Ärzte nach der neuen Ausbildungsordnung / Heute Schlichtungsverhandlung mit Klinikleitung

„Billig-Ärzte“ werden sie spöttisch genannt und die Personalräte der vier großen kommunalen Bremer Kliniken wollen sie nicht haben. Dabei sind die jungen ÄrztInnen nicht weniger qualifiziert als die BerufsanfängerInnen in den Jahren zuvor. Nur haben sie das Pech, daß sie ihre Prüfung erst nach dem 30. Juni dieses Jahres ablegen konnten und damit als erste unter die gesetzlich vorgeschriebene Neuregelung der ärztlichen Ausbildung fallen. Danach müssen MedizinstudentInnen künftig eine zusätzliche 18monatige Praxisphase „Arzt im Praktikum“, kurz AIP genannt, absolvieren (s. Kasten).

Die Personalräte der Bremer Zentralkrankenhäuser lehnen

diese Neuregelung entschieden ab. Weder die Ausbildung von Ärzten werde dadurch verbessert, noch könnten die Personalengpässe auf diese Weise aufgefangen werden, wie die Personalräte in einer öffentlichen Stellungnahme betonen. Sie wollen der Einrichtung von AIP-Stellen nur zustimmen, wenn für die neuen Ärzte-Azubis zusätzliche Stellen geschaffen werden. Schließlich handele es sich um Ausbildungsplätze und nicht um Arbeitsplätze. Auch der abgeschlossene Tarifvertrag geht vom Praktikantenstatus aus.

Im Zentralkrankenhaus Links der Weser hat der Personalrat jetzt einen Paradefall geschaffen. Mit einem Veto wurde die Um

wandlung einer zum 1. Oktober frei werdenden halben Assistenzarztstelle in eine AIP-Stelle blockiert. Heute wird deshalb eine Schlichtungskommission von je drei VertreterInnen der Arbeitgeber-und der Arbeitnehmerseite zusammentreten.

In einer Zwickmühle befindet sich dabei die Gesundheitssenatorin Vera Rüdiger. Das Land Bremen lehnt wie alle SPD-Länder die Einführung des AIP nach wie vor ab. Die Senatorin ist jedoch gesetzlich verpflichtet, die Neuregelung auch in der Hansestadt umzusetzen. Deshalb muß sie für eine ausreichende Zahl von AIP-Stellen sorgen. Konkret bedeutet das für Bremen, 80 Stellen jeweils am 1.1.1989, am 1.7.89 und am

1.1.1990.

Bisher sind noch viel zu wenige Plätze bei der Behörde gemeldet worden, so die Pressereferentin der Gesundheitssenatorin gestern gegenüber der taz. „Gleich null“ sei die Zahl der bisher von den niedergelassenen Ärzten gemeldeten Praktikumsplätze. Genaue Zahlen werde es erst am 15. November geben.

Nicht bestätigen konnte die Pressereferentin die Meldung des Bremer Ärzteblattes, wonach die „Startphase gesichert scheint“. Die Bremer Ärztekammer hatte vor den Sommerferien in einer Umfrage ermittelt, daß von den benötigten 240 Stellen für die drei AIP-Phasen etwa ein Drittel bereitstehen würde.

RaS