Bildung und Asbest

■ Informationsveranstaltung über Asbest-Sanierung in Bildungszentren / Schulverwaltung hat keine Lust auf generelle Diskussion

Ein Eklat wurde am Mittwoch abend in den neuen Pavillons der Neuköllner Otto-Hahn-Schule gerade noch verhindert. Bei einer Informationsveranstaltung über den geplanten Komplettumbau der fünf mit Spritzasbest belasteten Bildungszentren machten Lehrer der Kreuzberger Karl-von -Ossietzky-Schule sowie Bezirkspolitiker aus Kreuzberg und Wilmersdorf ihrem Unmut über die ihrer Meinung nach verfehlte Sanierungskonzeption Luft. Daraufhin drohte der referierende Schulaufsichtsbeamte Rohde aus der Senatsschulverwaltung an, die Veranstaltung zu verlassen. Er habe die Einladung angenommen, um über die zeitliche Abwicklung der Sanierung und insbesondere die nächsten Planungsschritte beim Um- und Ausbau der Neuköllner, Tempelhofer, Steglitzer und Wilmersdorfer Schulzentren zu berichten. Auf eine generelle Diskussion über die durch Asbest-Baustoffe ausgelösten Gesundheitsgefahren lasse er sich nicht ein.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wechselten sich detaillierte Fragen zum Raumbedarf der Otto-Hahn-Schule mit massiver Kritik an der Senatsanweisung zur Wiederinbetriebnahme der Karl-von-Ossietzky-Schule ab. Ein anwesender Lehrer des Kreuzberger Bildungszentrums hob hervor, daß das Asbest-Problem landesweite Bedeutung habe. „Man kann dieses Gift nicht einfach mit Klebebändern oder Silikon zudecken“, meinte er und fügte hinzu, daß offensichtlich reparablen Schäden im Bildungsbereich mit mehr Ernst begegnet werde als irreparablen Gesundheitsschäden der Schüler und Lehrer.

Wie gemeldet, hatte die Senatsbauverwaltung den Bezirk angewiesen, umgehend die provisorische Abdichtung der Schulwände fortzusetzen und nach den Herbstferien den Unterricht wieder aufzunehmen. Das Bezirksamt Kreuzberg sowie Schüler, Eltern und Lehrer der betroffenen Schule setzten sich dagegen für eine umfassende Sanierung ein.

Untragbar seien auch die Zustände an der Wilmersdorfer Gesamtschule, in der neben Spritzasbest die asbesthaltigen Pical-Mobau-Platten verbaut worden sind. Gesundheitsstadtrat Spatz (AL) verwies während der Veranstaltung auf die unzureichende Abdichtung von Fugen und Rolltoren. Trotz der Doppelbelastung solle die Wilmersdorfer Gesamtschule erst als letztes der fünf Bildungszentren, ab 1990, saniert werden.

Die weiteren konkreten Schritte bei der Sanierungsplanung blieben weitgehend unklar. Fest steht nur, daß im Spätherbst die Architektenaufträge vergeben werden sollen.

Gudrun Giese