Fußball-Ostler als Weiß-Westler

■ Die vielgeschmähte DDR startet mit 11:0 Toren in den Europacup

DDR-Kicker: Der männliche Teil unserer Brüder und Schwestern, der zur Wochenmitte im Europacup fußwerkte, schaffte dies gegentorlos. Nach Dynamos Triumpf über Bremen, zeigten auch die Optiker vom FC Carl-Zeiss Jena vollen Durchblick und schickten Österreichs Pokalsieger Kremser SC mit 0:5 zurück in die Alpen. Dort, nebenan beim Schweizer Gegner FC Aarau, konterte sich die Leipziger Lokomotive zu einem glatten 3:0-Sieg im Uefa-Cup. Zwar ohne Sieg, aber auch ohne Gegentor, kehrten Dresdens Dynamos aus Schottland zurück: sie ermauerten sich ein Nullnull beim ehemaligen Europacup-Sieger FC Aberdeen. Gesamtbilanz des Nachbarfußballs also makellos: 11:0.

Leverkusener Ohren: Uefa-Cup-Titelverteidiger Leverkusen patzte, so jedenfalls ihr Trainer Rinus Michels nach dem 0:1 daheim gegen Lissabons Belenenses, vor allem mental. „Nicht mit dem Kopf gearbeitet“ hätten seine Stürmer vom Aspirin -Verein, „weder gedanklich noch mit der Stirn“. Wie beim Golfer Bernhard Langer liegt das Problem der Kopfschmerz -Tablettentruppe also zwischen den Ohren.

Schlangenbiß: Zwischen den Ohren der Bayern-Stürmer dagegen lag das Erfolgsrezept gegen Legia Warschau. Zwei Kopfballtore des kurzwüchsigen Olaf Thon und ein Wuchtschuß des zweiten Ruhrgebieters im Münchner Millionenteam, Jürgen Wegmann nämlich, reichten für einen 3:1-Hinspielsieg im Olympiastadion. Der ehrgeizige Wegmann bewies sein bissiges Erfolgscredo: „Ich bin giftiger als die giftigste Schlange.“ In der ersten Halbzeit, bekannte Warschaus Trainer Streljau, „waren wir Schüler der Bayern“. Sie lernten schnell, und hätten in der 2. Halbzeit auch ein 3:3 erreichen können, wenn nicht Legias Stürmer einigemale so eklatant danebengebissen hätten.

Schwarzbrauner Schwaben-Abend: Drei Pfostenschüsse, und zwei Tore (Gaudino, Walter) für den VfB Stuttgart gegen Tatabanya. dpa folgerte rosige Hoffnung für das Rückspiel, der VfB brauche „im Braunkohle-Zentrum Tatabanya nicht schwarz zu sehen“.

Schlechtes Gewissen: Rudi Völler ist beim AS Roma wieder in Topform. Seinem Kunst-Sturz in den Nürnberger Strafraum folgten Elfmeter und Tor, aber auch ein Gesichtsausdruck des ehemaligen Bremers, als habe ihn Franz Beckenbauer mit einer Flasche Grappa erwischt. Nürnberg gewann sensationell 2:1 (Tore: Sane, Eckstein). Italiens Teams (außer dem holländischen AC Milano) spielten auch sonst - siehe Ergebnisse - weitgehend enttäuschend.

Vorholspiele: Schon am Dienstag hatte der 1.FC Köln in Antwerpen mit 4:2 gewonnen und Eintracht Zwietracht Frankfurt (die Detari-Millionen liegen immer noch auf der Bank) in Basel gegen Zürich torlos gespielt. Gesamtbilanz der Bundesliga also nicht 11:0 wie die Deutschen Demokraten von nebenan, sondern nur 11:8. Die Rückspiele finden erst nach Seoul statt.

-müll