Asyl, knapper Rock: Prostitution!

■ Wie hessische Behörden messerscharfe Schlüsse über eine Asylbewerberin zogen

Frankfurt (taz) - Als „trübe, frauenverachtend und grundrechtsfeindlich“ klassifizierten die hessischen Grünen einen Bericht, der ihnen am Mittwoch im Rechtsausschuß des Landtags vorgelegt worden war. Der Innenminister befaßte sich mit dem Fall einer aidskranken ghanesischen Asylbewerberin, die Ende vergangenen Jahres in Fulda Bespitzelungen ausgesetzt war und - nach ihren Angaben ohne ihr Wissen einem Aids-Test unterzogen worden war. Der ministerielle Bericht sei dazu geeignet, so die Grünen, „die widerwärtige Schnüffelmafia in Fulda um jeden Preis zu verteidigen“.

In der Tat ist in dem Papier davon die Rede, daß sich der Fuldaer Landrat mit dem Sozialministerium „abgestimmt“ habe, bevor die Frau getestet wurde, als sie sich freiwillig beim Kreisgesundheitsamt meldete. Die Notwendigkeit dazu habe sich ergeben, weil vermutet wurde, daß die Frau Prostituierte sei. Diese Annahme stützt sich laut Ausschußvorlage auch darauf, daß eine Pensionswirtin ausgesagt habe, die Frau habe mehrfach Besuch von „einem Amerikaner aus Wiesbaden und einem Schwarzafrikaner aus Düsseldorf“ bekommen. Auch das Personal eines Asylantenwohnheims trug sein Scherflein bei. Die Asylbewerberin sei durch „auffällige und knapp-sitzende Kleidung“ aufgefallen: „Es ist schwer vorstellbar, daß diese Kleidung mit dem monatlichen Taschengeld von 81 Mark bezahlt wurde.“ Der Bericht folgert: „Aufgrund des bekräftigten Prostitutionsverdachts sah das Kreisgesundheitsamt unmittelbaren Handlungszwang...“ Im Übrigen sei die Untersuchung nicht gegen den Willen der Frau erfolgt, ein schriftliches Einverständnis liege vor. Die Grünen haben inzwischen den hessischen Datenschutzbeauftragten angerufen, der die Vorgänge noch einmal überprüfen soll.

hei