Die Heuchler der CDU

■ Zur Ramstein-Debatte im rheinland-pfälzischen Landtag

In den Spezialabteilungen für Brandverletzte der Krankenhäuser ringen knapp 20 Ramstein-Opfer mit dem Tod. In der Nacht vor der Debatte des rheinland-pfälzischen Landtags erhöhte sich die Zahl der Todesopfer des Infernos auf der Air-Base auf 55. Das alles hinderte die christdemokratischen Heuchler in diesem Landtag nicht daran, erneut darauf zu verweisen, daß die Militärmaschinerie unser „politisches Credo“ bleiben müsse, trotz „Tränen und Schmerz, trotz Tod und Leiden“. Sie wollen die „bewaffnete Macht“, und sie wollen sie auch nicht verstecken: „Militärisch-technische Leistungsfähigkeit muß auch künftig vorgeführt werden können“, meinte der CDU-Fraktionsvorsitzende Keller – zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

Die Wunden der Heuchler, in denen sich der Eiter der „Betroffenheit“ gesammelt hatte, scheinen schon verheilt. Die rheinland-pfälzischen Christdemokraten spielen auf Zeit, die ja bekanntlich alle Wunden heilen soll – auch die der tatsächlich verbrannten Menschen und ihrer Angehörigen? Die Tiefflieger, von denen am Mittwoch wieder einer zerschellte, jagen weiter, und die sogenannten Flugschauen werden vom stimmungsungünstigen „Ballast“ fliegender Idioten befreit: „Der Takt des Herzens gebietet das Richtige“ (Keller/CDU).

Und ein christdemokratischer Ministerpräsident entblödete sich nicht, denen, die schon immer vor den Folgen der militärischen Luftspektakel gewarnt haben – und die unter der politischen Verantwortung dieses Ministerpräsidenten noch 1987 in Ramstein verprügelt und eingesperrt wurden –, eine Mitschuld an dem Inferno von 1988 anzudichten. Die eigentlichen „Höhen“ der moralischen Verkommenheit sogenannter Spitzenpolitiker scheinen – trotz Barschel –Affaire – noch nicht erklommen zu sein.

Klaus-Peter Klingelschmitt