Radio-Bremen-Fluß-Programm

■ Wie der SPD-Medienexperte das Nützliche mit dem Angenehmen kurzschließen will

Beim Fernseher liegt die Hauptsache hinter der Mattscheibe verborgen. So ähnlich ist es auch bei der öffentlich -rechtlichen Anstalt, die ihm Leben einhaucht: bei Radio Bremen. Wie beim elektrischen Fernseh-Innenleben sind es auch im Sender Kontakte, Drähte und Widerstände, manchmal sogar Kurzschlüsse, die genutzt, durchlaufen und überwunden werden, bevor es auf der Mattscheibe zu flimmern anfängt. Und seit ein Lothar Späth mit seinem Gebührenstopp dazwischenfunkt, ist bei Radio Bremen alles mal wieder in Fluß - in Manfred Fluß. Denn der SPD-Medienexperte ist kein einfaches Bauteil im Leitungswirrwarr des öffentlich -rechtlichen Senders. Manfred Fluß ist wie der Strom, und der Stromßüberall. Um Privatsender kontrollieren zu können, nimmt Radio Bremen seit diesem Jahr eine Million Mark extra ein. Da es in Bremen jedoch keine Privatsender gibt, soll die Million hochwertig wieder ausgegeben werden: für sendefähige Kulturveranstaltungen. Kultur und sogar noch hochwertige, das ist eine Sache für Manfred Fluß. Zwar spielt er kein Instrument, aber er weiß genau, wo an Bremens Medien-Klaviatur die weißen und die schwarzen Tasten sind. Und wenn er ein „Festival für alte Musik“ will, dann soll es auch stattfinden. Schließlich ist Fluß im Kuratorium, das über die Vergabe der Million entscheidet.

Allerdings weiß Rundfunkrat Fluß, das nach Späths Gebühren -Stopp die Sender-Finanzen wackeln. Und als Aspirant auf den Sessel des Fernseh-Direktors malt ihm das Sorgenfalten auf die Stirn. Darunter jedoch lötet er schon an einer Überbrückungs-Lösung. Schließlich ist er als Vorsitzender des Bürgerschaftsausschusses für ein neues Landesmediengesetz auch Ingenieur des öffentlich-rechtlichen Kabelwerks. Und er ist im Aufsichtsrat des Theaters und des Ticket-Service-Centers (TSC), einer Karten-Promotion -Agentur. Warum also nicht das Nützliche mit dem Angenehmen kurzschließen und gleichzeitig das Festival alter Musik zum Schwingen bringen, den RB-Direktoren-Sessel für sich geraderücken und Kultur-Konkurrenz beiseiteschieben?

Das geht so: Mit der Kuratoriums-Million wird doch nicht alte Musik gemacht, sondern guter Wind im Sender. Das neue Gesetz sorgt dafür, daß die Brise den Sender dauerhaft erquickt. Das Festival klingt trotzdem auf, denn die Ticket -Promotion kickt die Konkurrenz ins Aus.

Die Schaltung ist gut, sie hat jedoch eine tückische Bruchstelle: Als Manfred Fluß, Fernsehdirektor in spe, Anfang dieser Woche an der SPD-Betriebsgruppe bei Radio Bremen teilnahm, wollte sein Funke nicht recht überspringen. Fluß im Programm, das wäre den Genossen schon recht, aber nur noch Manfred Fluß?

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