Agrar-Opposition

■ Umwelt-Markenzeichen für Schweinefleisch geplant

„Schweine sind der Einstieg“, erklärte der Pressesprecher der ABL (Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft), Erich von Hofe, gegenüber der taz. Die Agrar-Opposition kommt klein und langsam, aber radikal: Rund 80 Bäurinnen und Bauern haben sich im Niedersächsischen für eine andere, „tiergerechte, umweltschonende, bäuerliche, qualitätsorientierte“ Landwirtschaft zusammengeschlossen, rund 1.000 sind es bundesweit. ABL will für bundesdeutsche VerbraucherInnen ein Markenzeichen - erstmal für Schweinefleisch - etablieren.

Für den Ausbruch aus der Misere der konventionellen Massentierhaltung haben sich die ABL-BäurInnen natürliche Verbündete gesucht: den BUND, den Deutschen Tierschutzbund, die Verbraucher-Initiative, die Buko-Agrarkoordination. „Wir können mit dem Bauernverband nicht konkurrieren“, erklärte Erich von Hofe, „aber wir wollen zusammen mit diesen Verbänden für Öffentlichkeit sorgen.“ Allein im Landkreis Verden gibt es 18 Großmast-Betriebe für Schweine, Hühner und Mastputen, in den Massen-Ställen um Cloppenburg/Vechta, der europäischen Fleisch-Drehscheibe, vegetieren zehntausende von Schweinen und hunderttausende von Hühnern.

Verglichen mit ihren konventionell gemästeten Schwestern und Brüdern führen die Schweine unter dem ABL-Markenzeichen ein feines Leben: Ihnen werden weder die Ringelschwänzchen abgekniffen noch die Zähne gestutzt, Nasenringe und Rüsselklammern sind ihnen unbekannt. Auch gigantischen Fleischfabriken für „Öko-Koteletts“ ist ein Riegel vorgeschoben: Ein Betrieb darf nicht mehr als 300 Mastschweine halten. An der Hofeinfahrt der beteiligten Bauern endet dann auch die berüchtigte Fütterung der Masttiere mit Hormonen, Antibiotika und importiertem Eiweißfutter aus der Dritten Welt. Die Futtermittel müssen zu 90 Prozent aus regionalem Anbau stammen. Die Schweine nehmen langsamer an Gewicht und Umfang zu als ihre vollgestopften Artgenossen. Statt Spaltenböden und Güllegrube bekommen ABL-Schweine Stroh. Sogar die letzte Fahrt im Schweineleben zum Schlachthof muß nach ABl -Richtlinien „schonend und unter Vermeidung von Streß“ durchgeführt werden. Beruhigungsmittel sind verboten.

Ziel der Mast ist besseres Fleisch, das nicht wässerig-blaß in der Pfanne auf die Hälfte zusammenschmilzt. Bio -Schlachter Andreas Raab aus Bremen wertet das geplante Gütesiegel der Konkurrenz so: „Das ist ganz klar Qualitätsfleisch - aber kein Bio-Fleisch. Biologische Landwirtschaft ist nicht vorgesehen. Das hat mehr mit Tierliebe und Tierschutz zu tun als mit Ökologie.“

Christian Just, Harald Willenbrock, S.P.U-Satz:!!!!