Häschen in der Kino-Grube

■ „Die Venusfalle“ von Herrn Ackeren im Filmstudio: bestrapste Barockengel und Betthasen im Stellungskrieg

Es gibt da einen Regisseur, der heißt Robert van Ackeren und kam mal wegen einer flambierten Frau ins Gerede. Da verlustierten sich menschliche Körper auf der Leinwand, sonst nichts.

Nun ist es wieder so weit. Diesmal nennt der Meister der seichten body-art sein Film-Produkt Die Venusfalle und dieser Titel spricht schon wieder Bände für sich. Die Biologen im Publikum werden an das fleischvertilgende Pflänzchen denken, die kulturbeflissenen an Lohengrin und den Venusberg und wer dabei gar an Venushügel denkt... Dem Publikum im Filmstudio konnten die jeweiligen Präferenzen nicht angesehen werden, es war auf alle Fälle recht jung. Doch als das Licht ausging, da erschienen auch mittelalterliche (Ehe-)Paare in der Deckung des Halbdunkels und ließen sich, Trenchcoat und Kostümjäckchen beiseitelegend, im Sesselflausch nieder.

„Ich war eine Perle auf der Krawattennadel eines Prinzen“, betet nach etwa zehn Filminuten ein feister Barockengel daher und will damit bestimmt etwas entsetzlich wichtiges ausdrücken, doch bevor die Gedanken des geneigten Publikums sich mit dieser immens herausfordernden Aussage näher auseinandersetzen können, sind sie schon wieder abgelenkt. Da redet diese Bestrapste doch despektierlich mit dem Schwanz eines Mannes, und alle, alle Frauen im Kino kichern und gackern ganz aufgeregt. Na so 'was.

Für Kinokritiker sind die bewegten Bilder schon eine harte Prüfung. Die berühmten Teebeutel-Assoziationen kreisen im Kopf und das kann nichts Gutes bedeuten. Kennen Sie das Bild, wo jemand einen Teebeutel, auf dem Faßbinder steht, zig-mal aufkocht, ihn durch die Mangel dreht und dann immer noch dieses faszinierende Aroma erwartet. Aber heraus kommt nur van Ackeren.

„Ich bin Max, der Betthase,

und mein Platz ist auf dem Kopfkissen“, ist der nächste prägnante Kernsatz ohne Folgen. Denn Max kann sagen, was er will. Meistens sagt der Ulrich-Tukur-Verschnitt mit 40er Jahre Haartracht gar nichts, und das ist gut so. Es ist schon schwer genug, zu begreifen, warum Max, der Betthase, mit seinem offenen Reißverschluß, unbedingt zu Violin-und Saxophonmusik eine Frau aus dem Billard-Cafe im Auto verfolgen muß. Erst rammt er sie, und dann rammeln sie alle beide auf dem nassen Asphalt.

„Rühren Sie ihm jeden Morgen etwas Brom in den Kaffee, das dämpft die Triebe“, ist ein weiterer rethorischer Höhepunkt eines schwer verdaulichen Kinoabends. Denn bevor überhaupt die Dimensionen dieses Radikal-Postulats begreiflich werden, steht da schon wieder eine Frau (es ist wirklich egal welche) und schiebt ihren Wollpullover höher und höher. Hättest Du doch nur Dein Brom genommen, lieber Max, dann wäre uns Dein Vier-Stellungs-Krieg der dritten Art erspart geblieben. Vorher war es so nett, als Du Dir diese Ohrfeigen -Orgie mit derselben Dame nach jesus'schem Vorbild geliefert hast, die andere Wange auch noch hinhaltend, so an die 25 Mal.

So richtig gnadenlos sind auch die Schauspieler-Leistungen der ehemals geachteten Herren Zacher und Zischler. Ist da was mit den Kolleginnen gelaufen oder warum haben sie sich dafür hergegeben? Wenn einer Horst-Günther Marx heißt, nie etwas redet und nur sein dumpfes Gesicht in die Kamera halten muß, dann ignorieren wir das einfach. Aber bei Rolf Z. und Hanns Z. ist das unverzeihlich.

„Du hast alle Merkmale, die ich zum Kotzen finde“'ist eine der letzten bedeutungsgebeutelten Sentenzen in Ackerens wie hieß er noch gleich? Eine geradezu geniale Zusammenfassung.

Jürgen Francke