Neuer Oppositionsführer in Nicaragua

Managua (taz) - „Ich komme, um mich zu verabschieden, gehe aber nirgends hin. Denn ich werde weiterkämpfen, bis Nicaragua befreit ist.“

Nach fünfeinhalb Jahren an der Spitze des nicaraguanischen Unternehmerverbandes COSEP, legte Enrique Bolanos Geyer am Donnerstag zwar die Präsidentschaft der mächtigen Organisation nieder, aus der Politik zurückziehen wird er sich aber nicht. Mit dem 54-jährigen Ingenieur Gilberto Cuadra hat Bolanos einen Mann seines Vertrauens zu seinem Nachfolger wählen lassen.

Das Cabrera-Kino im alten Zentrum Managuas war locker gefüllt: die Spitzen des nicaraguanischen Unternehmertums gaben sich ein Stelldichein und Vertreter verwandter Verbände aus Mexiko, Guatemala, Honduras, El Salvador und Costa Rica überbrachten Grußbotschaften. Auch ein Sekretär der US- Botschaft und Horst Schönbohm von der Konrad -Adenauer- Stiftung, die zahlreiche COSEP -Veranstaltungen und Gehälter großzügig finanziert, fehlten nicht. Pater Bismarck Carballo, die rechte Hand des Erzbischofs von Managua, Kardinal Obando y Bravo, sprach den Segen und erinnerte an all jene, „die ungerecht im Gefängnis sitzen“. Star des Tages war der scheidende Präsident Enrique Bolanos, ein blendender Redner und Demagoge, der in seiner Abschiedsansprache noch einmal sein Feuerwerk gegen die Sandinisten entlud. Daniel Ortega, meinte er, habe in seiner Amtszeit „alle drei Somozas miteinander an Übel übertroffen“. Der deutschstämmige Baumwollkönig ist eine graue Eminenz der nicaraguanischen Opposition, zwar ist er in keiner Partei Mitglied, aber in der Rechtsallianz „Coordinadora Democratica“ gibt er den Ton an, ein Liebling der US-Regierung, der 1984 den Wahlboykott der „Coordinadora“ durchgesetzt hat.

Sein Nachfolger, der eher unscheinbare, etwas tolpatschige Cuadra hat sich bereits dafür ausgesprochen die Sandinisten von einer “ Regierung der nationalen Rettung“, wie sie vom COSEP propagiert wird, auszuschließen. Der ebenfalls neu gewählte Erste Vizepräsident, Ramiro Gurdian will sie immerhin noch mitmischen lassen.

Ralf Leonhard