Bush-Mitarbeiter zählte Juden in US-Behörde

Nixon ließ 1971 Nachforschungen über eine „jüdische Kabale“ unter Regierungsangestellten anstellen / Die Recherche wird nun einem Top-Mann aus Bushs Präsidentschaftskampagne zum Vorwurf gemacht / Malek trat zurück und bekam vom Chef eine Ehrenerklärung  ■  Aus Washington Stefan Schaaf

Ein wichtiger Mitarbeiter inGeorge Bushs Präsidentschaftskampagne, Frederik Malek, ist am Sonntag zurückgetreten. Die 'Washington Post‘ hatte berichtet, daß er 1971 im Auftrag des damaligen Präsidenten Richard Nixon ermittelte, wieviele Juden in der Leitung der US -Regierungsbehörde für Arbeitsmarktstatistik beschäftigt sind. Damit gerät die Bush-Kampagne, die zur Zeit gegen Dukakis den meisten Umfragen zufolge leicht in Führung liegt, zum zweiten Mal in den Ruch anti-jüdischer Verbindungen. Bereits vergangene Woche hatte Bush einen seiner Wahlkampfberater, Jerome Brentan, beurlauben müssen. Ihm waren antisemitische Tendenzen und Unterstützung des Nazi-Verbrechers John Iwan Demjanjuk nachgesagt worden. Die Zeitschrift 'Washington Jewish Week‘ schrieb in ihrer letzten Ausgabe, mehrere Mitglieder von Bushs Beratergremium für ethnische Fragen hätten in der Vergangenheit anti -jüdische Kontakte gepflegt.

Malek war stellvertretender Vorsitzender des „Republican National Committee“, des bundesweiten republikanischen Parteiapparats, und damit leitend an der Organisation des diesjährigen republikanischen Parteikonvents in New Orleans beteiligt. 1971 fungierte er als Nixons Personalchef im Weißen Haus. Nixon beauftragte ihn damals, einer „jüdischen Kabale“ in der fraglichen Behörde nachzugehen, nachdem deren Beamte die Arbeitslosenstatistiken mit weniger Optimismus kommentiert hatten, als dies Nixon lieb gewesen wäre. Zwei Monate, nachdem Malek Nixon mitgeteilt hatte, daß 13 der 35 Top-Leute der Arbeitsmarktbehörde jüdischen Glaubens seien, wurden zwei von ihnen versetzt. Malek sagt heute, er habe die Religionszugehörigkeit der Behörden-Mitarbeiter „geraten, nach den Namen“.

Malek bestätigte am Freitag gegenüber der 'Washington Post‘, daß er damals diese Angaben zusammengestellt hatte: „Wenn man im Weißen Haus beschäftigt ist, erhält man viele Anordnungen, mit denen man nicht einverstanden ist“, rechtfertigt er sein Vorgehen. Nixons damaliger Verdacht einer jüdischen Verschwörung sei „Unsinn“ und „lächerlich“ gewesen. Er habe keine Rolle bei der Versetzung der beiden Behörden-Mitarbeiter gespielt, erklärte Malek. Die Dokumente über die Vorgänge von 1971 stammen aus dem erst seit einigen Monaten zugänglich gewordenen Archiv mit den Papieren aus der Nixon-Präsidentschaft. Zahlreiche Dokumente über die Affäre, so ein Abschlußbericht Maleks, sind auf Verlangen von Nixons Anwälten auch heute noch nicht verfügbar. Wie die 'Washington Post‘ erfahren hat, haben Nixons Anwälte besonders die Akten von Personen, die heute in der Bush -Kampagne aktiv sind, sorgfältig durchgekämmt. Auch nach dem Rücktritt verteidigte Bush Malek: Er sei ein ehrenwerter Mann (Auch Brutus... d.S.) und kein Antisemit. Wer sich an die Aufregung um Jesse Jacksons angeblich antisemitische Äußerungen im Präsidentschaftswahlkampf von 1984 erinnert, kann nun mit Spannung die Reaktionen auf den anti-jüdischen Mief aus dem republikanischen Lager erwarten.