Manfred Fluß: „Ich hätte viel aufgegeben.“

Die SPD war für, die JournalistInnen gegen Manfred Fluß als neuen Fernseh-Programmdirektor / Er will kein Fernsehdirektor mehr werden und suchte selbst eine bessere Kandidatin / Gisela Marx steht der SPD nahe, hat aber kein Parteibuch  ■ 

Til Mette

Eine Frau könnte im Sessel des Radio-Bremen -Fernsehdirektors

Platz nehmen, wenn Hans-Werner Conrad sich in Richtung Saarland davongemacht hat: Gisela Marx, Funk-und Fernsehjournalistin aus Köln. In einem Gespräch mit der taz sinniert Manfred Fluß über sein Scheitern als Fernsehdirektoren-Anwärter:

taz: Sind die SPD-Mitglieder im Rundfunkrat denn bereit gewesen, Sie bei der Wahl zum Fernsehdirektor zu unterstützen?

Manfred Fluß: Man kann bei so einer geheimen Wahl niemandem auf den Stimmzettel gucken. Es wird ja auch nicht streng nach Fraktion abgestimmt.

Die Stimmen, die für Sie abgegeben worden wären, kommen die jetzt Gisela Marx zugute?

Das kann ich nicht sagen. Ich

kann hier keinen in seiner Meinung präjudizieren. Besonders deshalb nicht, weil die Bewerbungsfrist noch nicht abgelaufen ist, es können ja noch andere kandidieren. Andererseits kann ich sagen, daß Gisela Marx soweit ausgewiesen ist, daß sie viele von den Stimmen bekommt, die ich gekriegt hätte, und darüber hinaus sogar noch einige mehr. Gerade bei der Diskussion: Frauen in Führungspositionen - die ich sehr unterstütze - da gibt es ja nicht soviel Auswahl. Ich sehe Frau Marx als eine der wenigen Frauen, die für so eine Position in Frage kommen.

Der Einwand gegen ihre Kandidatur, daß sie keine Berufserfahrung als Journalist haben, hat

Sie nicht beeindruckt?

Nein. Ich unterstütze auch Frau Marx nicht aus dem Grund, weil sie Journalistin ist. Fernsehdirektorin, das ist eine andere Aufgabe. Es gibt in so einer Position dringendere Aufgaben als selbst ein Feature zu machen.

Verwaltung?

Nein, es ist eine gemischte Aufgabe: Planerisch, organisatorisch, medienpolitisch, verwalterisch. Natürlich muß man auch Programmanstöße geben, Programmkritik üben, Innovationen ermöglichen, aber man muß Innovationen nicht selbst machen, sondern geeignete Personen einstellen. Es ist eine im weitesten Sinne politische Aufgabe, aber keine parteipolitische, davor

möchte ich warnen. Insofern ist es auch kein Beförderungsposten für Parteipolitiker. Dafür wird so eine Position leider oft mißbraucht. Das ist auch bei mir unterstellt worden. Ich konnte mich da schwer gegen wehren.

Es gab ja Widerstand gegen ihre angekündigte Bewerbung aus dem Sender selbst. Der Redakteursausschuß hat einen Brief geschrieben, in dem er ziemlich harsch Stellung nimmt.

Den habe ich deshalb nicht so ernst genommen, weil erstens der Redakteursausschuß mit mir selbst nicht gesprochen hat, und weil der Redakteursausschuß bei der Wahl von Dr. Conrad damals ähnliches gesagt hat. Conrad soll mehrere Nummern zu klein ge

wesen sein, nachher hat sich herausgestellt, daß das doch ganz anders war.

Programmdirektor werden Sie jetzt nicht, was wollen Sie jetzt werden?

Die Position war ja für mich nicht existenziell wichtig. Im Gegenteil, ich hätte viel aufgeben müssen: Mein Bürgerschaftsmandat, verschiedene davon abgeleitete Tätigkeiten, auch in der ARD, zum Beispiel im Programmbeirat. Ich hätte meine Firma aufgeben müssen, das tut man ja nicht so leichten Herzens.

Also bleibt jetzt alles beim Alten?

Ja. Alles beim Alten.

Fragen: mw