Aktion gegen Giftgas

■ Bremer „FreundInnen Kurdistans“ besetzten symbolisch die Niederlassung der staatlich irakischen Reederei am Wall

„Mitschuld am Morden“ steht seit gestern mittag in roter Farbe an einer Tür im dritten Stock des Geschäftshauses Am Wall 192. Zwar weist kein Firmenschild darauf hin, aber hinter der Tür arbeitet die „Iraqi State Enterprise For Maritime Transport“, die staatlich irakische Reederei, deren 14 Schiffe auch häufige Gäste in den Bremer Häfen sind. Gut 50 BremerInnen, KurdInnen, TürkInnen und Deutsche wollten gestern mit einer symbolischen Besetzung der irakischen Niederlassung gegen die Giftgasangriffe protestieren, mit denen seit dem 1. August im Irak zehntausend Kurden umgebracht und weit über 100.000 in die Türkei vertrieben wurden.

„Giftgas ist eine deutsche Erfindung aus dem Ersten Weltkrieg und wurde während des Nationalsozialismus zum Genozid an den Juden perfektioniert. Mit Giftgas aus bundesdeutschen Anlagen soll nun wieder ein Volk systematisch ausgerottet werden. Geschäftsleute aus der BRD und vielen anderen Ländern verdienen gut daran, und erst vor weni

gen Wochen hat die Bundesregierung einen milliardenschweren Kredit an den Irak bewilligt“, heißt es in dem bei der Aktion verteilten Flugblatt, das mit „Freundinnen und Freunde Kurdistans“ unterzeichnet ist.

Im vergangenen Jahr wurden Waren für 25 Mio Mark über die Bremer Häfen in den Irak verschifft, darunter womöglich auch die Maschinen der Darmstädter Firma „Karl Korb GmbH“, mit denen die irakischen Giftgasfa briken ausgestattet sind.

Der Chef der irakischen Reederei verriegelte vor den DemonstrantInnen seine Tür. Durch die Gegensprechanlage sagte er entschuldigend: „I am just a businessman“. Eine Protestnote könne er nicht in Empfang nehmen, denn so die Stimme aus der Gegensprechanlage: „I have many, many work“. Zumindest für einige Stunden mußte er seine viele Arbeit gestern unterbrechen. Denn die kurdenfreundlichen DemonstrantInnen hinterließen ihm ein zugeklebtes Türschloß.

Ase