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■ Einer der größten Spielautomatenhersteller entdeckt sein Herz für die Kunst

„Dies ist keine PR-Aktion, um unseren Namen zu transportieren, uns ging es um die alte preußische Tradition des Kunstsponsors“, sagt Hans Kloß, Geschäftsführer einer der größten Spielautomatenhersteller. Das Unternehmen, dessen Namensnennung sich die taz gerne verkneift, residiert am Maybachufer in Neukölln und hat sich eine besondere Werbeaktion einfallen lassen: Unter dem vieldeutigen Motto „Spiel und Kommunikation“ inszenierte er einen Künstlerwettbewerb zur Verzierung einer Brandmauer neben dem Firmengelände.

Der erste Preis ging an den iranischen Künstler Akbar Behkalam, der jetzt sein buntes Wandbild der Öffentlichkeit präsentierte.

„Der Chef wollte ja eigentlich eine große Leuchtreklame anbringen“, plaudert PR-Mann Eber zum Thema Werbestrategien, doch am Maybachufer würde das ja keinem auffallen. Da nimmt man eben Kunst statt Neonlichter, und im Zeichen der Kulturhauptstadt läßt sich denn auch für jeden Kunsterguß ein Öffentlichkeitsrummel herstellen.

Um dem Wettbewerb einen offiziellen Charakter zu geben, setzte die Firmenleitung sogar eine Jury ein, für die sie auch den Leiter der Amerika-Gedenkbibliothek, Dr. Liebenow, gewinnen konnte. Dieser gibt unumwunden zu, daß er sich noch viel mehr Privatsponsoren für die Kunst wünschen würde. Mit diesem Credo reiht er sich nahtlos in den Chor der jubilierenden Anwesenden ein. „Dieses Bild soll die Träume der Menschen, das Leben unter dem Aspekt des Spiels darstellen“, ist vom selbstzufriedenen Geschäftsleiter Kloß zu erfahren, der so tut, als hätte sich die Firma völlig selbstlos für die reine Kunst ein Bein ausgerissen.

Dabei ist es dem Unternehmen, das mit seinen Spielhöllenautomaten einen Jahresumsatz von rund 150 Millionen Mark macht, sicherlich nicht schwergefallen, schlappe 100.000 Mark für dieses Werbespiel auf den Tisch zu blättern. Wer spielt gewinnt. Das sagte sich auch der Künstler Akbar Behkalam, der sich durch die PR-Aktion nur teilweise ausgenutzt fühlt. „Ich hab‘ das ausgedrückt, was mir zu Spielhallen so einfällt!“ Und das ist nicht nur Spiel und Spaß, sondern sind auch dunkle, anonyme Gestalten neben Billardkugeln und Traumblasen mit Sonne, Häuschen und Garten.

„Gerade akzeptabel“ findet dagegen ein Außenseiter das Wandbild. Der Neuköllner Baustadtrat Branoner hatte seine Mitarbeit an der Kunstjury verweigert, weil sich sein Bezirk mit 176 Spielhallen herumzuschlagen hat. Und deshalb will er weder die großflächige Werbung, noch die Verherrlichung des Spielens.

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