Banken kaum zu Krediten bereit

■ Hochverschuldete Länder der Dritten Welt sollen sich an IWF und Weltbank wenden

Washington (dpa) - Die internationalen Geschäftsbanken halten es für „unrealistisch“, von ihnen jährlich sechs bis neun Milliarden Dollar zu erwarten, um den auf 16 bis 17 Milliarden Dollar geschätzten Kreditbedarf der hochverschuldeten Staaten der Dritten Welt in den nächsten Jahren zu befriedigen. Das erklärte gestern das Washingtoner „Institute of International Finance“ (IIF), das nach dem Ausbruch der Schuldenkrise gegründet wurde und als Sprachrohr für über 180 Banken und Firmen aus 38 Ländern auftritt.

In einem Brief an den Internationalen Währungsfond (IWF) und die Weltbank nannte der Direktor des Instituts, der frühere Bonner Finanzstaatssekretär Horst Schulmann, als wichtigsten Grund für diese Haltung, daß die Banken nicht wie in den siebziger Jahren Exportüberschüsse der Ölländer von 100 Milliarden Dollar in die Dritte Welt schleusen könnten. Ferner hätten ausbleibende Zinszahlungen - von 1987 schätzungsweise 4,4 Milliarden Dollar der hochsverschuldeten Länder - und Rufe nach generellem Schuldenerlaß einen „abkühlenden Effekt“ auf die Bereitschaft zu neuen Krediten.

Das IIF hält deshalb erheblich höhere Kredite von IWF, Weltbank, anderen Entwicklungsbanken und Regierungen für erforderlich. Die Geschäftsbanken, schreibt Schulmann, hätten ihre Bereitschaft, bei der Lösung der Schuldenkrise zu helfen, mit dem neuen Finanzpaket für Brasilien bewiesen. „Freiwillige, marktorientierte Umschuldungen“ seien ein „akzeptabler Weg“, reformbereiten Ländern Erleichterung zu geben.

Das derzeit größte Risiko sei, „daß weltweit scharf steigende Zinsen weitere Fortschritte auch jener Länder gefährden, die sich angestrengt haben, starke Anpassungsreformen durchzuhalten und die ausstehende Schulden bedienen“.