Spielball Mandela

■ Spekulationen um die Freilassung von Nelson Mandela

Warten wir noch etwas, bevor wir den Sekt fließen lassen. Zunächst mal ist Nelson Mandela noch nicht frei. Zweitens: Wenn er freigelassen wird - in welchem Zustand nach einem Vierteljahrhundert Haft? Wird die Freilassung eines siebzigjährigen Mannes mit Tuberkulose, der niemals die Gelegenheit erhielt, mit modernen Medien umzugehen, eine wirkliche Bedrohung für die Apartheid sein?

Südafrikas Weiße haben sich noch nie durch Großzügigkeit oder Menschlichkeit hervorgetan. Wenn sie Nelson Mandela jetzt freilassen, dann nur deshalb, weil sie entweder fürchten, daß George Bush nicht der nächste US-Präsident wird, oder weil sie wissen, daß Mandelas körperlicher Zustand ihn jetzt im Gefängnis gefährlicher macht als draußen. Vergessen wir die Tatsachen nicht: 1. Südafrikas weißes Regime steckt voller Rassisten, die unermüdlich daran arbeiten, die Schwarzen von der Macht fernzuhalten; 2. Pretorias wichtigste Entscheidungen fallen in Absprache mit Medienexperten in Tel Aviv und Washington; 3. Die Milliarden -Investoren aus der Bundesrepublik, Großbritannien und Japan werden auf gußeisernen Garantien bestehen, bevor Südafrika seine Politik entscheidend ändert.

Es wäre naiv zu glauben, daß diese einflußreichen Kräfte alle einen starken und freien Nelson Mandela im Rampenlicht der Öffentlichkeit akzeptieren werden. Wahrscheinlicher ist es, daß die Furcht vor der verminderten Macht, dem verminderten Einfluß und den verminderten Profiten den Führer der Befreiungsbewegung im Gefängnis halten wird bis zu dem Augenblick, an dem die Weißen sicher - absolut sicher - sind, daß seine Freilassung seine politische Impotenz garantiert. Vielleicht ist dieser Augenblick gekommen.

Ran Jak