Cadmium in Hagen: Varta in Verdacht

Bürgerinitiative erstattet Anzeige gegen Batteriefirma Varta / Staubproben aus Wohnhäusern in der Nähe des Betriebs waren hochgradig cadmiumverseucht / Stadtverwaltung hat Varta-Erweiterungsbau genehmigt  ■  Aus Hagen Anne Weber

Wehringhausen, ein Stadtteil Hagens ist nach Untersuchungsergebnissen der ortsansässigen „Bürgerinitiative gegen Cadmium“ hochgradig mit dem Schwermetall belastet. Als Verursacher gilt die Varta AG. Der Batteriehersteller war schon vor einigen Monaten ins Gerede gekommen, als die Cadmiumverseuchung der landwirtschaftlichen Flächen Hagens bekannt wurde. Die BI stellte gestern bei der Staatsanwaltschaft Hagen einen Antrag auf Strafanzeige gegen das Unternehmen. Die Wehringhausener AnwohnerInnen werfen der Varta umweltgefährdende Abfallbeseitigung, Körperverletzung und schwere Umweltgefährdung vor.

Bereits im Mai dieses Jahres hatte die Stadtverwaltung Hagen einen Spielplatz in unmittelbarer Nähe des Varta -Betriebsgeländes wegen hoher Cadmiumwerte in Sandkasten und Boden schließen lassen. Daraufhin gründete sich die BI. In Zusammenarbeit mit den Grünen forderte sie die Stadt mehrmals auf, auch die Kleingärten und die Belastung der Luft zu untersuchen. BürgerInnen, die in der Umgegend der Varta wohnen, klagten über Übelkeit, Geruchsbelästigung und Hustenreiz. Cadmium führt beim Menschen zu Stoffwechselstörungen und Organschäden. Doch die Stadtverwaltung unternahm nichts gegen die Batteriefirma. Statt dessen genehmigte sie einen Erweiterungsbau. Daraufhin ließ die BI Staubproben aus Wehringhausener Haushalten von ExpertInnen des Bundes Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des „Katalyse„-Instituts Köln untersuchen. Die Ergebnisse: Die Haushalte rund um den Varta-Betrieb sind mit 21 Milligramm Cadmium pro Kilogramm Staub stark verseucht. Zusätzlich stellte sich ein Bleistaubausstoß heraus, der derzeit zehnfach über dem Grenzwert der TA Luft (Emissionsschutzregelung des Bundes) liegt. Weitere Untersuchungen ergaben, daß das Unternehmen trotz amtlichen Verbots ungeklärt Abwässer in die Ennepe leitet. Die Stadt versuchte, die Staubmessungen mit dem Einwand „in den Haushalten würde nicht genügend geputzt“ wegzudiskutieren. In Zusammenhang mit der Klage fordert die BI unter anderem die Renovierung ihrer Cadmium-belasteten Wohnungen, die Einrichtung eines neuen Spielplatzes, die toxikologische Untersuchung aller AnwohnerInnen und der Betriebsangehörigen auf Kosten der Varta. Moderne Filteranlagen können nach Meinung der BI den Cadmiumausstoß bei der Varta von zwölf Kilogramm pro Jahr auf 0,1 bis 0,2 senken.