Zeuge: Hammadi war stolz auf Mord

Richter Mückenberger erklärte Erleichterung über Freilassung von Rudolf Cordes / Auch der Bordingenieur berichtet vom gleichberechtigten Handeln beider Entführer / Hammadi wies auf Blutspuren am Flugzeug hin  ■  Aus Frankfurt Heide Platen

Das Polizeiaufgebot vor dem Sicherheitsgebäude auf dem Gelände des Gefängnisses Frankfurt-Preungesheim war gestern noch stärker als an anderen Verhandlungstagen gegen den libanesischen Flugzeugentführer Muhamad Ali Hammadi. Zu Beginn des Prozesses gab der Vorsitzende der Jugendstrafkammer, Mückenberger, eine Erklärung ab.

Er sei „erfreut und erleichtert“ über die Freilassung „unseres Landsmannes Cordes“ und sei froh, daß jetzt „die Spekulationen aufhören, ob und wie das Schicksal von Cordes dieses uns anvertraute Verfahren beeinflussen“ könne. Er habe nie vorgehabt „prozeßfremde Elemente wie auch die Freilassung von Cordes“ in die Urteilsfindung einzubeziehen und „Diplomatie“ zu betreiben. Das Gericht hörte gestern vormittag den 48jährigen Zeugen Benjamin Zimmermann. Er war als Bordingenieur in der am 14. Juni 1985 in Athen entführten TWA-Maschine. Zimmermann berichtet, daß Crew und Passagiere gleich zu Beginn der Entführung von beiden Entführern geschlagen worden seien.

Nachdem am Montag der Kapitän der Maschine ausgesagt hatte, nach seinem Eindruck sei „einer der beiden“, möglicherweise Hammadi der Brutalere gewesen, sagte Zimmermann, Hammadi sei ihm ruhiger und besonnener erschienen als „der andere Entführer“. Zum Tod des amerikanischen Marinetauchers Robert Stethem, der in Beirut erschossen worden war, konnte auch Zimmermann nur berichten, daß er nicht gesehen habe, wer geschossen hat. Beide Männer seien nach einem Streit mit dem Tower in Beirut sehr aufgeregt gewesen. Sie seien hinter seinem Sitz herumgerannt, hätten abwechselnd mit dem Flughafen verhandelt.

Er habe hinter sich einen Schuß gehört. Vorher sei jemand mit den Worten „Get up! Get up!“ hinter die Trennwand des Cockpits gezerrt worden. Er habe kurz vorher gehört, daß die vordere Flugzeugtür geöffnet worden sei. Mehr habe er aber wegen des Lärms der Triebwerke, und weil er Kopfhörer getragen habe, nicht hören können. Kurz nach dem Schuß sei die Tür wieder geschlossen worden. Welcher der Entführer während dieser Zeit zwischendurch im Cockpit am Mikrofon stand, daran könne er sich nicht mehr erinnern.

Zimmermann bestätigte die Aussage des Flugkapitäns John Testrake, der berichtet hatte, Hammadi und der zweite Entführer hätten gleichberechtigt gehandelt und entschieden. Auch ihm sei nicht aufgefallen, daß einer der „Chef“ gewesen sei. Wenn, dann hätte er aber eher den besonneren Hammadi dafür gehalten.

Auch Zimmermann erzählte, wie schon der Passagier Hill in der vergangenen Woche, Hammadi sei stolz auf die zur Tat benutzte verchromte Pistole gewesen. Er habe sie abwechselnd mit dem anderen Entführer getragen. Bei einem Inspektionsgang um die Maschine sei er von Hammadi auch auf Blut an der vorderen linken Flugzeugtür hingewiesen worden. Dies stamme, bedeutete ihm Hammadi mit Gesten, vom vorher erschossenen und auf das Flugfeld geworfenen Stethem. Zimmermann: „Er schien zu demonstrieren, daß er in der Lage war, ein würdiger Soldat für eine Sache, für eine Revolution zu sein.“