Nicht mehr in die Nordsee scheißen

Niedersächsisches Landeskabinett beschließt „Sofortmaßnahmen“ gegen Nordseeverseuchung / Schiffe sollen keine Fäkalien mehr einleiten dürfen / Bessere Ausrüstung für Kläranlagen gefordert  ■  Aus Hannover Jürgen Voges

Angesichts der Badeverbote an der ostfriesischen Küste und der Belastung der Nordsee mit Salmonellen hat das niedersächsische Landeskabinett gestern „Sofortmaßnahmen“ beschlossen.

Der niedersächsische Umweltminister Remmers bezeichnete es gestern in Hannover als „nicht mehr hinnehmbar“, daß Fahrgastschiffe Fäkalien und andere Schiffsabwässer ungeklärt ins Wattenmeer einleiten.

Die Abwässer dieser Fahrgastschiffe, die monatlich etwa 2,9 Millionen Personen zu den Ostfriesischen Inseln befördern, müßten in Zukunft in neun niedersächsischen Häfen in die kommunalen Kläranlagen eingeleitet werden.

Den Bau von entsprechenden Aufnahmestationen in den Häfen wolle Niedersachsen finanziell besonders unterstützen.

Der Umweltminister kündigte außerdem an, daß die kommunalen Kläranlagen, die direkt in das Küstenmeer einleiten, vorrangig mit der dritten Reinigungsstufe ausgerüstet würden. Für beide Maßnahmen seien Investitionen bis zu 20 Millionen DM erforderlich, wovon das Land etwa die Hälfte der Kosten tragen müsse. Dafür habe das Kabinett zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt.

Der Umweltminister ging gestern davon aus, daß die Fahrgastreedereien von sich aus bereit sind, die für das Sammeln der Abwässer nötigen Container in ihre Schiffe einzubauen. Wenn sich Reeder weigern würden, so sagte Remmers, werde er sie anweisen. Sollte dies rechtlich nicht möglich sein, werde man sich die rechtlichen Möglichkeiten schaffen. Dem Umweltministerium in Hannover ist vom Landeskabinett auch die Federführung eines neugegründeten „Arbeitsstabes Nordsee“ übertragen worden, der alle Informationen zur Nordseebelastung sammeln und das weitere Vorgehen steuern soll.

In Hannover tagten gestern auch Experten zum Thema Salmonellenverseuchung. Nach Aussage von Prof.Adolf Windörfer ist die Verseuchung der Nordsee auf direkte Einleitung der Erreger durch Fäkalien und Abwässer von Kläranlagen zurückzuführen.