Turmbau zu Bremen - kein Abriß

■ Der neue Kirkeby-Turm an der Domsheide bleibt / Stadtentwicklungs-Behörde sieht keinen Grund, Abriß-Vorschlag des Viertel-Bürgermeisters „ernsthaft“ zu prüfen / Empörte Leserbriefe und Architekten

„Der Kirkeby-Turm an der Domsheide wird nicht abgerissen.“ So lautete gestern die offizielle Antwort der Senatorin für Stadtentwicklung auf den Vorschlag des „Viertel -Bürgermeisters“ Dieter Heck (Hucky) (vgl. auch S.18).Der hatte vor 10 Tagen öffentlich gefordert, „vor Einbau der technischen Anlagen zu prüfen, ob nicht ein kostengünstigerer Abriß des Turmes bedeutend sinnvoller erscheint“. Stadtentwicklungs-Pressesprecher Ritzel gestern zu Huckys Voschlag: „Das ist bei uns nicht ernsthaft geprüft worden.“

Empörung gegen das Backstein-Oktogon, das ab Ende diesen Jahres die Elektronik der zentralen Straßenbahn-Lenkung aufnehmen soll, hatte sich seit der Entfernung des Baugerüstes nicht nur bei Ortsamtsleiter Heck eingestellt. Als „Monstrum“ und „Pranger“ wurde der Turm in Leserbriefen bezeichnet. „Man schämt sich für Bremen“ kommentierte der prominente Architekt und DKP-Mäzen Klaus Hübotter. Und sein Kollege Horst Katenkamp sieht in der Auftragsvergabe an den Kopenhagener Künstler Per Kirkeby einen „Affront gegen die Bremer Architektenschaft“.

Besonders geärgert hat den

Bremer Architekten Katenkamp, daß der Auftrag für den Turmbau weder öffentlich ausgeschrieben worden war, noch ein Architekten-Wettbewerb ausgelobt

wurde. „In anderen Städten hätte man zumindest ein leichtes Modell im Maßstab 1:1 aus Holz gebaut, um herauszufinden, wie sich der Turm in den Zusammen

hang der Gebäude an der Domsheide einordnet, 10.000 Mark hätten dafür gereicht“, meint Architekt Thomas Klumpp.

Tatsächlich war der Auftrag

zur Turm-Gestaltung von der Behörde direkt an den Kopenhagener Künstler gegangen. Eine öffentliche Ausschreibung oder gar ein Wettbewerb sei nicht notwendig gewesen, meint der zuständige Abteilungsleiter Bau, Gottfried Zantke. „Das ist eine Plastik, das hat nichts mit einem Nutzgebäude zu tun“, begründete er gegenüber der taz, warum kein Architekt, sondern direkt ein Künstler mit dem Turmbau beauftragt wurde.

Der Vorschlag des Kopenhageners sei in der zuständigen Deputation beschlossen worden, allerdings ohne Änderungen im Detail zuzulassen, die von einzelnen Politikern oder Mitarbeitern seiner Behörde vorgeschlagen worden waren. „Einem Künstler können sie nicht in seinen Vorschlag reinreden“, erklärte Zantke.

Auf die schlechte Volksmeinung zum neuen Turm hat Zantke eine schlagende Erwiderung: „Wenn wir den Turm in zehn Jahren wieder abreißen wollten, was meinen Sie, was dann los wäre...“ Wäre in Bremen immer gleich wieder alles abgerissen worden, was nicht auf den ersten Blick Gefallen gefunden hätte, „dann würde es hier nur noch die Schweine in der Sögestraße geben.“

Dirk Asendorpf