Alle reden von Wohnungsnot

■ Große CDU-Versprechen für den nächsten Bauboom

„20 Aussiedler würde ich in mein Einfamilienhaus aufnehmen nur das Charlottenburger Wohnungsamt erlaubt mir das nicht! Dabei reden doch alle von Wohnungsnot.“ Soviel Bürokratie empörte zwar den verhinderten Menschenfreund, das hochkarätig besetzte CDU-Forum zur Beschleunigung des Wohnungsbaus - der Senat hat gehandelt vorgestern abend im Rathaus Schöneberg konnte jedoch in diesem Einzelfall nicht sofort helfen. Auch dem Herrn, dem zum Baubeginn vier Bäume im Weg stehen, riet leider nur das Publikum zu „Kupfernägel oder abhacken“.

Drei Prozent Bevölkerungszuwachs plus 20.000 Aussiedler pro Jahr für Berlin lassen die Herzen der Bauwirtschaft höher schlagen: 7.000 Wohnungen jährlich statt jetzt 5.000 werde man fördern. Das Baugenehmigungsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen, Dachgeschosse auszubauen oder sogar Aufbauten auf Dächern zu genehmigen verprach der Staatssekretär des Bausenators, Strauch, vor den etwa 50 zumeist dunkel gewandeten älteren Herren.

Den auf dem Podium versammelten Vertretern der privaten Wohnungswirtschaft - die der Gemeinnützigen hatte man erst gar nicht eingeladen - reichte dies nicht: Mehr baureife Grundstücke und mehr Geld von der Wohnungsbaukreditanstalt, deren Fördersätze im Moment an der „Schmerzgrenze“ lägen, forderte Arndt Krogmann für den Landesverband freier Wohnungsunternehmen, nebenberuflich übrigens Besitzer der „Ruine am Winterfeldtplatz“. „Die Bauherren müssen überzeugt werden, daß Bauen sich lohnt“, sekundierte ihm Jürgen Graul vom Haus- und Grundbesitzerverband.

Er stieß auf offene Ohren. „Früher hat sich jeder über ein Richtfest gefreut, heute wird nicht gebaut, wenn ein Grashalm geschädigt werden könnte“, befand CDU-Rechtsaußen Heinz-Viktor Simon. Tendenzen in der Berliner Bevölkerung, man müsse „nur Aussiedler sein, dann kriegt man eine Wohnung“, müsse man entgegentreten. „Die Aussiedler sind die Arbeitskräfte, die wir brauchen.“

20.000 Aussiedler dürften für Berlin kein Problem sein, meinte schließlich der Berliner Bundestagsabgeordente Mahlow (CDU): „Sehen Sie sich Paris an oder Sao Paulo (??) oder gar Hongkong. Die haben Platzprobleme, nicht wir. Hier sind einfach die Ansprüche zu hoch.“

esch