IWF und Rassismus-betr.: "Mit Tröten und Trillern", taz vom 7.9.88

Betr.: „Mit Tröten und Trillern“,

taz vom 7.9. S.5

Es ist ja nichts unbedingt Neues, daß sich die taz zuweilen nur denunziatorisch mit Teilen der Linken auseinandersetzt. Die Botschaft von Dietrich Williers Artikel über die Veranstaltung im Stuttgarter Theaterhaus war: Diejenigen, die sich nicht mit IWF-Vertretern an einen Tisch setzen wollen, sind „Stalinisten“, „Schläger“ und - offensichtlich auch „Türken“

Die ersten beiden Vorwürfe kann man sicherlich auch der 'Bild'-Zeitung entnehmen, ob man dort allerdings auch einen so ausgefeilten Rassismus finden kann, weiß ich nicht. Zitat: „Ein junger Türke droht (...) mit Schlägen (...) ein anderer türkischer Mitbürger (besonderer Zynismus hier das Wort „Mitbürger“) behauptet, die Herren längst im Griff zu haben. (...) 'Ich habe das Böse erkannt‘, rief noch der seherische Türke (...).“

Woran hat denn bitte Herr Willier diese vielen „Türken“ erkannt? Hatten sie ein Schild umhängen? Welche Motive hat jemand, der hervorheben muß, daß ein Türke den Wunsch verspürt, einem IWF-Vertreter eins auf die Nase zu geben? Warum betont er dann nicht, daß andere Teilnehmer aus der BRD oder aus Frankreich oder sonstwoher kommen: „Ein Deutscher droht mit Schlägen.“ Offenbar erkennt man nur die Türken gleich am Äußeren. Warum druckt die taz rassistische Artikel ab?

Peter Birke, Frankfurt

Das regionale Plenum gegen IWF und WB ist zwar kein formelles Bündnis, es arbeiten darin aber die verschiedensten Kräfte zusammen, von Grünen bis zu Autonomen, von Soligruppen bis zu Antimilitaristen, ebenso wie im Frauenplenum verschiedenste Strömungen der Frauenbewegung zusammenarbeiten. Die Breite der regionalen Kampagne läßt sich am Unterstützerkreis zur Stuttgarter Demo am 10.9.88 ablesen. D.Willier versucht mit seinem Artikel diese Breite wegzudrücken, zu demobilisieren. Der Beschluß, die Gestalten von IWF und WB (Dr.E. Brau, Washington und A. Fatoyinbo, Paris) im Theaterhaus nicht zu Wort kommen zu lassen, wurde sehr einheitlich vom Plenum und Frauenplenum getragen. Es gab dazu vorher ein Flugblatt, das an Besucher/innen verteilt wurde und es gab zu Anfang der Veranstaltung eine Erklärung, die im Saal verlesen wurde. (...)

Nebenbei, „wir“ waren gut hundert, ebensoviel wie das „normale“ Publikum, was z.B. die bürgerliche Presse bemerkt hat. (...) Wir wollen keinen Dialog mit Repräsentanten von Institutionen, die zu den Hauptveranwortlichen für Hunger, Not, Unterdrückung und Ausbeutung in der sog. Dritten Welt gehören, die diese Zustände größtenteils erst schaffen.

Fidel Castro sagt in diesem Zusammenhang: „Es handelt sich um einen nichterklärten Krieg; es ist der Krieg der Wucherzinsen, des Preisverfalls und des ungleichen Tausches. Die ferngesteuerten Raketen der Zinssätze und terms of trade töten bislang Millionen Menschen in der ausgeplünderten Welt. Sie bringen um durch Hunger, Krankheit, Arbeitslosigkeit und Kriminalität.“ Zu glauben, mensch könne hier, bei den Schreibtischtätern, ein offenes Ohr finden, ist naiv. Mit diesen Leuten zu sprechen ist wie an eine Wand oder in den Wind zu reden. Ihnen hier im Theaterhaus ein Forum der Selbstdarstellung einzuräumen, das sie täglich in Presse, Funk, TV und über den Staatsapparat haben, ist politisch falsch und verwischt die Gegensätze zwischen Ausbeutung einerseits und Widerstand dagegen andererseits.

(...) Wir fordern Streichung der Schulden, wenn sie von der betroffenen Bevölkerung verlangt wird. (...) Das Stuttgarter Plenum ruft auch weiterhin zu allen Gegenveranstaltungen in Berlin auf, vom Gegenkongreß über die Demo am 25.9. über die Aktionstage bis zur Demo am 29.9.

Für's Plenum (und ich denke im Sinne des Frauenplenums) Martin