Peruanische Hungerpolitik

■ Präsident Alan Garcia verspricht „Armenspeisung“ / Plünderungsversuche in Lima / Opposition fordert Generalstreik / 30 Universitätsdozenten besetzen Schweizer Botschaft

Lima (afp) - Der peruanische Präsident Alan Garcia hat Dienstag abend ein „Kompensationsprogramm“ verkündet, mit dem die Folgen der jüngsten drastischen Preiserhöhungen für die Ärmsten im Lande abgemildert werden sollen. Zuvor war es in Lima und anderen peruanischen Städten erneut zu mehreren versuchten Plünderungen von Supermärkten und Geschäften sowie zu Studentenprotesten gegen das Antiinflationsprogramm gekommen.

Die Regierung wolle nun die Bedürftigen direkt unterstützen, erklärte Garcia bei einem Treffen mit rund tausend Vertreterinnen der Mütter aus Armenvierteln. Das Kompensationsprogramm sieht pro Monat eine ein bis zweimalige Verteilung von Lebensmitteln an etwa zwei Millionen Bedürftige vor. Desweiteren sollen in verschiedenen Volksküchen Speisen finanziert und langfristig in Lima und anderen Regionen des Landes 200.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Unterdessen rief die Guerilla Revolutionäre Bewegung Tupac Amaru (MRTA) die Bevölkerung Limas in Flugblättern auf, gegen das Anti-Inflationsprogramm der Regierung zu demonstrieren, das eine 200prozentige Preiserhöhung für Lebensmittel mit sich brachte. Die Vereinigte Linke, die stärkste Opposition im Lande, rief die Bevölkerung auf einer Versammlung dazu auf, für einen unbegrenzten Generalstreik gegen die wirtschaftlichen Maßnahmen der Regierung zu kämpfen. Der Generalsekretär des einflußreichen Gewerkschaftsdachverbandes CGTP Valentin Pacho kündigte für Donnerstag einen Protestmarsch als Beginn einer Kampagne gegen das Wirtschaftsprogramm an. Trotz Zurufe aus dem Publikum wollte Pacho jedoch keinen Termin für den angekündigten Generalstreik nennen. Die seit dem 10.Juni streikenden Universitäts-Professoren unternahmen einen weiteren Vorstoß um ihre Forderungen nach höherem Lohn durchzusetzen. Nachdem mehrere Streikende vergangene Woche kurzfristig die mexikanische Botschaft besetzt hatten, drangen am Dienstag etwa 30 Dozenten in die Schweizer Vertretung ein. Über Telefon teilte ein Sprecher der Dozenten mit, die Angestellten der Botschaft blieben als Geisel in den Händen der Besetzer, um die Regierung zu Verhandlungen zu bewegen.

afp