„Exilregierung im nächsten Monat“

■ Bassam Abu Sharif, Berater von PLO-Chef Arafat, zur Gründung eines palästinensischen Teilstaats

I N T E R V I E W

taz: Sie sind der Verfasser eines Papiers, in dem die PLO erstmals direkte Gespräche mit Israel anbietet. Wie waren die Reaktionen?

Abu Sharif: Das offizielle Israel hat meine Vorschläge abgelehnt: die Bildung eines palästinensischen Staats an den Seiten Israels, internationale Sicherheitsgarantien für alle Staaten der Region - einschließlich Israels und Palästinas. Aber es gab auch andere Reaktionen: Viele Israelis haben meine Vorschläge in eigenen Artikeln aufgegriffen oder kommentiert. Der Artikel hat die Blockierung des Meinungsaustauschs darüber, wie die Besatzung beendet und Frieden geschaffen werden kann, durchbrochen. Auch die US -Regierung hat meine Ideen positiv eingeschätzt, aber keine konkreten Schritte unternommen.

Was hat die PLO veranlaßt, ihre Haltung gegenüber Israel zu ändern?

Die Positionen in meinem Papier sind im Grunde nicht neu. Sie beruhen auf Beschlüssen des Palästinensischen Nationalrats, der sich für Friedensverhandlungen im Rahmen einer internationalen Konferenz ausgesprochen hat. Der Artikel will verdeutlichen, was das Ergebnis einer solchen Konferenz sein könnte. Der Artikel bringt Neues in dem Sinne, daß die Dinge klar benannt sind, die sonst eher allgemein ausgedrückt werden.

Die Intifada läuft jetzt schon den zehnten Monat. Was hat die PLO den Palästinensern für die nächste Zukunft anzubieten?

Es geht nicht darum, etwas anzubieten. Die PLO führt den Kampf gegen die Besatzung, und die Intifada wird weitergehen, bis die Besatzung beendet ist.

Wann wird die PLO eine Exilregierung ausrufen?

Unsere Regierung wird sehr bald gebildet werden. Das braucht die Zustimmung des Nationalrats als unserer gesetzgebenden Körperschaft, aber schon jetzt gibt es eine breite Zustimmung der Palästinenser in der PLO zu diesem Schritt. Ich glaube, die Regierung wird im nächsten Monat gebildet werden. Die Sitzung des Nationalrats hatten wir verschoben, weil wir zuvor noch eine Reihe juristischer und politischer Überlegungen abschließen wollten. Jetzt sind wir soweit. Wir haben auch bei einer ganzen Anzahl von Regierungen angefragt, ob sie eine solche Regierung anerkennen werden, und das Ergebnis ist im großen und ganzen positiv.

Interview: Beate Seel