Falscher Hase - Schweinerei

■ Der Hasen-Knigge empfiehlt: Hoch die Löffel, wenn Sie wo geladen sind und Ihre Gastgeber Sie unvorhergesehenerweise mit einem falschen Hasen an der richtigen Nase herumführen wollen!

Lug und Trug, liebe Leser, sind der Welt Acker und Pflug, möchte man sagen, sieht man die Politiker vor laufenden Kameras schwindeln, daß sich die Balken biegen. Selbst am Busen unserer Mutter Sprache lugt die Lüge schon hervor. Da wird zum Beispiel ein Gesetz vom Parlament verabschiedet: Nix Bye-bye - auf Wiedersehen. Man hat das Gesetz just in den Reigen anderer Gesetze aufgenommen. Und nach diesen Gesetzen entscheiden die Gerichte!

Nehmen wir als Fallbeispiel ein ganz gewöhnliches deutsches Gericht: Hackfleischbraten mit Kartoffeln und Salat. Sehen Sie! Wer sagt schon HackfleischbratenmitKartoffelnundSalat? Und

genau hier lügt der Hase im Pfeffer: Alle Kreaturen, die der deutschen Küche mächtig sind, sagen dazu „falscher Hase“. Zu einer Mahlzeit also, die doch, grob geschätzt, aus fifty -fifty Rinder-Schweine-Hack besteht. Nun haben Lügen gemeinhin kurze Beine, an denen man sehr schnell erkennen kann, wohin der Hase läuft. Es gibt keinen richtigen Hasen im falschen Leben.

Da stellt sich doch zwingend die Frage, ob daraufhin angesichts der irreführenden Bezeichnung eines beliebten deutschen Tafelgerichts man sein ganzes Leben ändern muß. Nein, muß man nicht. Es gehört nur denen unter uns das Fell über die Ohren gezogen, die da sagen: „Mein

Name ist Nase, ich weiß von nichts.“ Sie führen uns an der Hasenspitze herum, damit wir als mündige Würger unsere Hasen nicht mehr in ihre Angelegenheiten stecken. Aber wir sind ja keine Hasenfüße, drum schlagen wir unsere Gastgeber mit ihren eigenen Waffeln. Sieht man das wie oben beschriebene Gericht in der Bratröhre seiner Gastgeber, so stoße man mit vorgetäuschter Begeisterung den Jubbelruf der Helgolander Vögelwarte aus, der da lautet - Gänsefüßchen unten - da brat‘ mir doch einer einen Storch - Gänsefüßchen oben.

Die ein wenig aus der Fassung geratenen Gastgeber werden zu erklären versuchen, es handle sich hier weder um einen falschen

noch einen richtigen Storch, eher um einen richtigen falschen Hasen, der natürlich, weil er weder richtig noch falsch noch Hase ist und infolgedessen als Nager vegetarisch ißt und überhaupt - es sind ja noch Kartoffeln da. Und hier erheben Sie Einspruch, hohes Vollwertgericht, im Namen

des Vollkorns. Die deutsche Saatkartoffel darf nicht zum rhetorischen Bremsklotz für ins Schlingern geratene Gastegeber werden. Darauf lassen Sie sich einen Jägermeister auf die Lampe gießen und erklären freimütig den falschen Hasen zum Kartoffelhelden dieses Abends.

Til Mette