Hänger übers Hörnchen

■ Tunten im Weltall auf der Off-Line / Ein Gespräch mit BeV Stroganoff

taz: Wie kommt es zu deinem Namen?

BeV: Der Name ist BeV Stroganoff, so wie das Gulasch. Das esse ich einfach am liebsten. In meinem ersten Leben hieß ich Beverly. Das war mir zu süßlich.

Du bist Modedesigner?

Ich bin Modedesigner(in), das in kommt immer in Klammern dahinter. Ich habe eine dreijährige Ausbildung als Modedesigner hinter mir. Aber ich verrate nicht, wo. Die Schule war mir zu konservativ: mit Pünktlichkeit, Disziplin und Tugend. Das habe ich ja alles nicht. Nur die fachlichen Kenntnisse habe ich mir da abgeguckt. Den Diplomabschluß habe ich mir selbst gegeben.

Heute nacht stellst du deine neuste Kollektion vor.

Ich rechne nicht in Kollektionen, sondern in Modeschauen. Das wird meine fünfte. Mein Thema heute ist Tunten im Weltall. Mit den Outfits habe ich mich sehr zurückgehalten, ich werde sehr schlichte Mode zeigen, Hängerkleider im Stil der siebziger Jahre. Ich habe mehr Gewicht auf die Accessoires, den Ausdruck und den durchlaufenden Faden gelegt. Ich will nicht unbedingt verkaufen, sondern einen Trend setten. Der Laufsteg ist ja nicht gleichzusetzen mit der Straße.

Wie kommst du zum Thema All?

Das hat mich schon fasziniert, seit ich zum ersten Mal den Barbarella-Film gesehen habe. Davor habe ich in meinem Kinderleben schon immer Enterprise geguckt, Leutnant Uhura war mein Vorbild.

Für wen machst du die Kleider?

Wenn ich in Zivil auf die Straße gehe, dann trage ich auch meine Kleider. Die sind nicht untragbar. Die Kleider sehen tuntig aus, denn Tunten sind Damen. Aber keine Frauen. Bei den Kleidern gibt es keine Oberweiten. Ich bin ein Feind von Oberweiten. Oben ist alles flach und man kann gleich sehen, daß es keine Frauen sind. Wir wollen keine Frauen kopieren.

Deine Models heute nacht sind Tunten? Männer?

Ja, 18 Tunten als Damen. Dazu 5 Kerle. Damit will ich zeigen, daß die Sachen auch Herren tragen können. Die werden dann in ihrer ganzen Dämlichkeit dargestellt. So affig, wie sie sind. Ein Mann im Hängerkleid sieht einfach gut aus. Die Männer zeigen Beine, denn die Kleider gehen nur bis kurz über das Hörnchen. Die Herren zeigen ihre behaarten Beine, die Tunten ziehen Nylons über. Das ist der Unterschied.

Karriere?

Ich möchte gerne fürs Theater arbeiten oder Filme ausstatten. Für Rosa von Praunheims Filme habe ich schon Klamotten entworfen und für das Theaterstück Die Schönheit von Ronald Schernikau. Das gefällt mir. So sehe ich auch meine Modenschau: als ein Gesamtkunstwerk. Alles muß zusammenpassen, die Mode, die Accessoires, die Musik. Das muß ein Ding sein.

Das Tuntenensemble Ladies Neid zeigt BeV Stroganoff + X „Tunten im Weltall“ heute als Midnight Special zur Off -Line.

Interview: Elmar Kraushaar