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Festgenommene in Salvador mißhandelt

■ Fünf Mitarbeiter des „Ökumenischen Büros für Frieden und Gerechtigkeit“ nach Verhaftung ausgewiesen / Ausgewiesene sollen an Demonstration in San Salvador teilgenommen haben

Berlin (taz) – Mindestens fünf Deutsche sind am Mittwoch aus El Salvador ausgewiesen worden, nachdem sie am Tag zuvor festgenommen worden waren. In der Hauptstadt San Salvador waren am Dienstag über 350 Personen bei einer Demonstration verhaftet worden. Am selben Tag wurden auch sechs Deutsche und vier weitere Ausländer aus Japan und den USA inhaftiert. Fünf der sechs Deutschen – Kai Weber, Barbara Wagner, Bettina Hecke und Michael Krämer – gehören dem Münchener „Ökumenischen Büro für Frieden und Gerechtigkeit“ an, das mit der Evangelischen Kirche El Salvadors zusammenarbeitet. Wie das „Ökumenische Büro“ der taz mitteilte, wurden die Fünf gar nicht im Zusammenhang mit der vom Militär zerschlagenen Demonstration festgenommen, sondern zwei Kilometer vom Geschehen entfernt auf dem Weg zum Sitz des oppositionellen gewerkschaftlichen Dachverbandes UNTS von der Nationalpolizei angehalten und in ein Auto verfrachtet. Danach wurden sie nach eigenen Angaben zur Demonstration gekarrt, offensichtlich um ihnen eine Teilnahme an den Protesten zu unterschieben.

In der Nähe des Finanzministeriums, wo die „Anti-Aufruhr -Einheiten“ der Armee kurz zuvor die Demonstration durch Einsatz von Schußwaffen aufgelöst hatten, wurden die fünf Festgenommenen – in einen Bus umgeladen. Dort mußten sie acht Stunden lang mit verbundenen Augen in Hockestellung ausharren. Danach seien sie – nach wie vor mit verbundenen Augen – in eine Kaserne gefahren worden und zusammen mit einem weiteren Deutschen, Christian Steuber aus Westberlin, der Hacienda-Polizei übergeben worden. Diese habe sie beschuldigt, Mitglieder der FMLN-Guerilla zu sein. Beim Verhör seien sie geschlagen und die drei Frauen sexuell belästigt worden.

Nach einer Nacht, in drei Quadratmeter großen Einzelzellen, wurden die Fünf – 22 Stunden nach ihrer Festnahme – vom deutschen Botschafter abgeholt. Geld und Flugscheine hatte man ihnen abgenommen. In einem Kleinbus wurden sie an die Grenze zu Guatemala gefahren und ausgewiesen. Das Münchner „Ökumenische Büro“ zeigt sich im übrigen verwundert, daß das von ihm eingeschaltete Auswärtige Amt angeblich wegen des Wirbelsturms „Gilbert“, der die Telefonleitungen lahm gelegt habe, keinen Draht nach El Salvador herstellen konnte. Zur gleichen Zeit habe es selbst mehrere Telefonate mit kirchlichen und humanitären Partnerorganisationen in El Salvador geführt, um die fünf Festgenommenen freizubekommen.

thos

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