Nazis in der Nibelungenhalle

■ Über 2.000 krachlederne Revanchisten und Neonazis in Passau / Gegendemonstration am Sonntag

München (taz) - Die Nibelungenhalle im niederbayrischen Passau wird auch heuer wieder Schauplatz des größten Treffens rechtsextremer Gruppen in Mitteleuropa sein. Bereits zum siebtenmal hat Nationalzeitungs-Herausgeber (DNZ) Gerhard Frey und Chef der Deutschen Volksunion (DVU) zur Großkundgebung mit Trachtenkapelle und Fanfarenzug aufgerufen. In diesem Jahr wird damit gleichzeitig der DVU -Wahlkampf zur Europawahl eingeläutet.

Die mit rund 14.000 Mitgliedern größte neofaschistische Organisation der BRD ist bereits ein Wahlbündnis mit der NPD eingegangen. Mit einem Wahlkampfetat von zwei Millionen gelang es der DVU einen Sitz in der Bremer Bürgerschaft zu erringen.

Die geographische Lage der Provinzstadt Passau kommt den Rechtsradikalen gelegen. Eine der Hauptforderungen der DVU ist die Eingliederung Österreichs und Südtirols in ein neues großdeutsches Reich. Bei ihrem ersten Spektakel trat auch der Nazischerge Oberst a.D. Hans Ulrich Rudel auf. Zwei Jahre später dozierte der britische Historiker David Irving, der die These vertritt, daß Hitler die Judenvernichtung weder angeordnet noch davon gewußt habe, über das „Martyrium“ des Rudolf Heß.

Seit einigen Jahren versucht auch die CSU-Mehrheit im Stadtrat Passaus das „braune Spektakel“ loszuwerden. Doch bis hin zum Obersten Bayerischen Verwaltungsgerichtshof konnte sich die DVU immer wieder durchsetzen. Da es sich bei der DVU um einen parteiähnlichen Zusammenschluß handle, müsse die Stadt den Rechtsextremisten die Halle überlassen, entschieden die Richter vor knapp zwei Wochen. Einzige Auflage: die DVU soll eine Kaution von 100.000 Mark bei der Stadt hinterlegen.

Um nochmals die Ablehnung der Stadt deutlich zu machen, wurde am gestrigen Donnerstag im Rathaus ein „Passauer Bürgermanifest“ aller Parteien von CSU bis Grüne und der beiden Kirchen verlesen. Oberbürgermeister Hans Hösl (CSU) forderte darin Innenminister Zimmermann auf, die DVU zu verbieten. Auf der Abschlußkundgebung der alljährlichen Gegendemonstration am Sonntag spricht am Samstag auch ein Mitglied der KPI aus Bozen. Wie bereits im Vorjahr beginnt die Demonstration um 10.00 Uhr am Rathausplatz.

lui