Lkw-Streik „bis der Wagen rostet“

■ Bayerische Lkw-Fahrer einer österreichichen Firma stehen seit Sonntag auf Autobahnparkplatz Mit Streik wollen sie normale Arbeitsbedingungen erkämpfen / Polizei will räumen

München (taz) - „Wenn die Polizei die Aktion durchführen will, müssen die Beamten die Fahrer aus dem Lkw rausziehen“, erklärt der ÖTV-Sprecher Jochen aus Passau. Er steht mit 34 niederbayerischen Lkw-Fahrern auf dem Truckstop bei Hengersberg nahe Deggendorf. Seit Sonntag nacht harren die Fahrer mit „ihren Brummis“ dort aus - sie streiken. Auf Anordnung des Amtsgerichts Passau soll die Polizei jetzt räumen, damit die PS-starken Kraftfahrzeuge wieder an den Eigentümer zurückgegeben werden können.

Mit ihrem Streik wollen die Fahrer endlich die Einhaltung der für andere Lkw-Unternehmen tariflich und gesetzlich festgelegten Bedingungen durchsetzen, wie etwa Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Statt der festgesetzten 24O Stunden im Monat müssen die Trucker bei einem Bruttolohn von 1.800 Mark 320 bis 400 Stunden lang fahren. Der Sitz der Transport Firma Stadler ist in Österreich, angestellt sind die niederbayerischen Fahrer jedoch bei der Tochterfirma Reul in Belgien.

Mit dem österreichischen Unternehmer Stadler verhandelt die ÖTV bereits seit Februar, um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erreichen. Einziges Ergebnis: dem Betriebsratsvorsitzenden wurde vergangene Woche gekündigt. Auch den streikenden Fahrern drohte der Unternehmer bereits mit fristloser Kündigung. Inzwischen wurde auch das bayerische Arbeits- und Sozialministerium tätig. Unternehmer Stadler wurde nach München geladen, wo er jedoch nicht erschien.

Um die Lkw-Fahrer zu beschwichtigen, erschien am Donnerstag abend der CSU-Landtagsabgeordnete Hans Wallner aus Deggendorf. „Es ist sehr, sehr kompliziert und verworren“, stellte er angesichts der Lage österreichische Firma, deutsche Fahrer und belgisches Arbeitsrecht nur ratlos fest. Die Streikenden konnte er damit nicht beruhigen. „Der putzt uns doch oabe (runter d.Red.)“, kommentierte ein Fahrer mißtrauisch, und sein Kollege versicherte: „Und wenn der Lkw unter mir zusammenrostet, ich bleib solang, bis unsere Forderungen erfüllt sind“. Ob die Polizei gestern die Lkws räumte, stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest.

lui