Zwei Völker, drei Religionen, ein einziges heiliges Land

■ Palästinensisch-griechisch-katholischer Erzbischof aus Jerusalem zu Gast

Mit rot-goldenem Gewand und goldener Bischofsmütze, gleich einem byzantinischen Kaiser, zog Erzbischof Lufti Laham, Patriarchalvikar der griechisch-katholischen Kirche in Jerusalem, in die kleine Bremer Kirche St. Godehard ein. Der Gottesdienst wurde im byzantinischen Ritus gehalten. Der Wechselgesang in deutscher, griechischer, altslavischer und arabischer Sprache wirkte disharmonisch und verwirrend. „Heiliger Gott, heiliger Starker, heiliger Unsterblicher erbarme Dich unser!“

Der kleine, sympathische Palästinenser spricht fließend Deutsch: „Das Kreuz als Symbol des Leids und der Auferstehung. Wir alle tragen es und brauchen es. Wir Menschen sind krank an Leib und Seele und brauchen das Heil des Christentums.“

Der anschließende Vortrag im Gemeindehaus wurde dann etwas konkreter: „Zwei Völker, drei Religionen, ein heiliges Land“. Das Recht aller drei Religionen auf die heiligen Stätten in Jerusalem müsse anerkannt werden, so der Patriarch. Insbesondere die christliche Präsenz, die „Urmutter unserer Kirche“, sei wichtig an diesem Ort. Die Christen in Jerusalem stehen, da sie alle Palästinenser sind, den Moslems durch ihre gemeinsame Sprache und Kultur näher als den Juden.

Die griechisch-katholische Kirche habe sich daher am Anfang dieses Jahres in einem Dokument offen zum Aufstand der Palästinenser bekannt. Die Kirche lehne aber jede Gewalt ab, nur „solange die Palästinenser ihre Rechte nicht haben, werden sie gezwungen, Gewalt anzuwenden.“ Gleichzeitig gebe es aber auch viele Gemeinsamkeiten zwischen Christentum und Judentum, so daß der Kirche eine Vermittlerrolle zukomme. Die Rolle der Kirche sei eine versöhnende. „Der Aufstand ist, trotz all seiner Grausamkeit, etwas positives, ein Schrei, ein Zeichen, daß etwas geschehen muß.“

Eine Wiederaufnahme der früheren Erfahrungen des Zusammenlebens könne, wenn sie freigelassen würde von außenstehenden Einwirkungen, eine Vision für die Zukunft bieten. Der Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis oder Zionisten sei kein religiöser oder menschlicher Konflikt, sondern ein ideologischer. Beide Parteien müßten die Rechte der anderen Seite anerkennen, man müsse nicht „exklusiv“ sondern „inklusiv“ handeln. Alle drei Religionen hätten ein Recht in seinem Land, und der Erzbischof wünschte sich, daß dies die Massenmedien in Europa in Zukunft auch so betrachten mögen.

„Viele Jahre, viele Jahre“ - dem palästinensisch-griechisch -katholischen Patriarchen sang zum Abschluß nochmal der Chor.

Roswitha Bünjer