Gelobt sei, was hart macht

■ Die englische Gruppe „Mekons“ sorgte am Freitag in Oldenburg für ein ausverkauftes „Kulturzentrum“ und die Atmosphäre einer Sauna

Ein Saal mit dem Flair eines Dorfgemeinschaftshauses in den tiefsten Niederungen Frieslands, feuerpolizeilich nur für 200 Menschen zugelassen, mußte am Freitagabend beim Gastspiel der Mekons aus dem englischen Leeds fast das Doppelte fassen - der legendäre Ruf der Band hat sich also auch bis ins Oldenburgische verbreitet.

Bevor sich allerdings das Geheimnis lüften konnte, in welcher Stärke sie wohl diesmal auflaufen würden, hatte man noch eine Vortruppe zu überstehen: die Lokalmatadoren der „Candy Lickers“ starteten mit ihrem Brutalo-Sound einen Generalangriff auf die Gehörgänge der Anwesenden, der sowohl gemeingefähr

lich war als sich auch nie zwischen Punk und Heavy entscheiden konnte.

Nach diesem Auftritt hatten sich die klimatischen Verhältnisse entscheidend zugespitzt: die Ausdünstungen der etwa 400 Neugierigen lagen ebenso schwer in der Luft wie deren Erwartungen - positive natürlich, denn Outsider sind schwer in. Und vom ersten Ton an wurden sie auch begeistert empfangen; zwar war angesichts der Massen nicht viel von ihnen zu sehen, aber man konnte immerhin feststellen, daß diesmal nur sechs Mitglieder der Mekons-Familie angetreten waren - mehr hätten beim exzessiven Bewegungsdrang, der ihnen eigen ist, auch kaum auf die Bühne gepaßt.

Im Gegensatz zu ihren nur lauten Vorgängern bewiesen Tom Greenhalgh & Co., daß man auch heute noch einfallsreich Punk spielen kann: die Lautstärke nicht überstrapazierend, hier ein wenig Country, dort ein wenig Folk einbauend, galoppierten sie durch ein Repertoire an meist tanzbaren Melodien. Und trotz der akuten Platzprobleme schafften es einige, sich bei den schärfsten Nummern pogomäßig zu engagieren - gelobt sei, was hart macht und zu blauen Flecken führt.

Derweil ließen sich die die Mekons auf der Bühne nicht abhalten, auch mal einen ruhigeren Song zwischen die Fetzer zu legen und sich in einem Parforceritt durch ihre übliche Themenviel

falt zu singen: Politik, Sex und die banaleren Dinge des täglichen Lebens. Aber davon bekamen die meisten sowieso nichts mit, ihnen genügte es, auf ein paar wenigen Quadratzentimetern im Takt zu wippen.

Die „großen Mädchen“ im Publikum (siehe taz vom 17.9.) mußten leider auf Sally Timms wunderschönen Song „Dora, Dora“ verzichten, aber dafür gabs eine herzerreißende Version des Stone-Klassikers „Heart of Stone“. Und vielleicht haben sie ja in der 2. Zugabe auch noch ihre Hommage an den (schwulen?) Robin Hood gesungen, für mich schon zu spät, mein Drang nach Frischluft hatte da schon gesiegt.

JüS