Sportler: „Mein Leib ist die Bibel!“

■ 11. Bremer Glaubenskonferenz tagte gut besucht / Sportler wollen in Kabinen und über die Tischtennisplatte missionieren Evangelikale Elisabeth Motschmann kämpfte für fromme Medien und heile Familien: „untergehen lassen, was schlecht ist!“

Sportler, die saufen und raufen wollen, dem lieben Gott näherzubringen, ist eine schwierige Aufgabe. Und weil Sportler nicht zum Gottesdienst kommen, müssen missionarisch gestimmte Christen eben auch in der Welt des Sports bekehrend tätig werden - in Umkleide-Kabinen, Bussen, von Rad zu Rad und über die Tischtennisplatte hinweg.

Mit „Jesus in der Mitte“ tagte am Wochenende zum 11. Mal die 'Bremer Glaubenskonferenz‘ mit knallvollen Sälen, vor jungem und altem Publikum, mit dichtbesuchten Arbeitsgruppen, aufmerksam verfolgten Vorträgen und einem ausgefeilten Programm mit Predigten, Kaffee & Kuchen und Kinderprogramm in St. Ansgari an der Holler Allee. Auf den Tischen gab es wohlgeordnet zahllose fromme Broschüren, Bücher, „Grundkurs des Glaubens“ und sogar die „Gleichnisse Jesu“ zum Ausmalen. „Sportler rufen Sportler“ stand auf feilgebotenen weißen und blauen T-Shirts. Die Stimmung war festlich und harmonisch.

An der Sportler-Arbeitsgruppe gestern nahm der angekündigte

Werder-Meisterspieler Rune Bratseth doch nicht teil; er hatte schon am Samstag mit „Jesus - mitten im Sport“ den Jugendabend mitbestritten. Die rund 25

-zum Teil sportlich aktiven - Christen im Publikum bekamen aus verschiedenen Disziplinen Tips, wie Zeugnis abgelegt, bekehrt und missioniert werden

kann, was es heißt, wenn Sportler Sportler „rufen“. Ein Volleyball-As aus der ersten Liga faßte zusammen: „Mein Leib ist die einzige Bibel, die mein Sportka

merad liest!“ Und wenn die Nichtchristen den anschauen, sollen sie den Jünger Christi erkennen.

Ein Fußballer konkretisierte: Training und Wettkampf gehören durch Gebet vorbereitet, auch Kameraden sollen „umbetet“ werden, in Kabinen, bei Vereinsfeiern, besonders zu Weihnachten als „geistlicher Touch“, auch in der Vereinszeitung kann man Gottes Wort an den Mann bringen und Anknüpfungspunkte finden. Ein Radrennfahrer hat eine „Jesus lebt!„-Plakette auf dem Rad. Ein Tischtennis-Spieler fand, daß der Christ im Sport durch sein persönliches Verhalten Vorbild sein müsse. Also: nicht fluchen, wenn der Ball danebengeht, und gratulieren, auch wenn der Gegner gewinnt.

Den Zuhörern brannte ein Konflikt besonders auf den Nägeln: Was tun, wenn am Sonntag morgen Gottesdienst und Fußball -Training angesagt ist? Dann kann man den Sportplatz zur Kirche machen, „Traktate“ verteilen oder auch vor Wettkämpfen eine Andacht für alle abhalten.

Einige Räume weiter kämpfte

die aus Funk und Fernsehen bekannte besonders fromme Pastoren-Gattin Elisabeth Motschmann, gestickte Eichenblätter auf weinroten Revers, vor fast 100 Begeisterten für Ehe und Familie. Sie rief medienbewußt und temperamentvoll dazu auf, Leserbiefe zu schreiben und während kritischer Sendungen im Sender anzurufen: „Dann kriegt der Moderator einen Zettel und einen Schreck und läßt mehr Leute zu Wort kommen, die mit 'heiligem Zorn‘ die Ehe verteidigen!“ Nur wenn alle echten Christen gegen das „völlig einseitige Organ epd“ (evangelischer Pressedienst) angingen, könne man „untergehen lassen, was schlecht ist“. Auf eine schüchterne weibliche Anfrage, daß „trotz Gleichberechtigung viele Frauen nicht anerkannt“ seien und sich so die vielen Scheidungen erklärten, zog sie gut präpariert den Brief eines verlassenen Mannes hervor und bewies, „in welch tiefe Not das moralische Chaos“ führt. Das Publikum klatschte und zückte die Geldbeutel: Zwei Motschmann-Bücher gab's zu erstehen. Susanne Paas