Mats Carlsson

■ Wahlen in Schweden

Nicht nur ein Mats Wilander sorgt für Überraschungen. Das schwedische Wahlvolk ist auch nicht ohne. Es holte die Grünen in den Reichstag. Sie werden im neuen Parlament zwar nicht die erwartete Rolle des Züngleins an der Waage spielen und damit die etablierten Parteien zur Durchsetzung grüner Umweltpolitik zwingen können. Ihr Verdienst allerdings ist schon heute, durch ihre bloße Anwesenheit die starre Zwei -Block-Bildung im Reichstag aufgebrochen zu haben. Liberale und Moderate Sammlungspartei bekamen keine Chance, stehen nun vor einem Scherbenhaufen. Die Sozialdemokraten, die zusammen mit den Kommunisten über eine Majorität verfügen, wären gut beraten, die Grünen als Partner und nicht als Gegner zu begreifen. Daß die schwedischen Wählerinnen und Wähler den Grünen ihre Stimme gaben und auch die Centrums (Bauern)-Partei stärkten, die seit Jahren gegen Kernkraft antritt, sollte ein Fingerzeig sein. Warum nur ein Tolerierungsbündnis zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten, warum nicht einen Pakt der umweltpolitischen Vernunft im schwedischen Reichstag?

Robbensterben, Verseuchung der Meere und die immer noch zu spürenden Auswirkungen von Tschernobyl haben Fakten geschaffen. Daß die Sozialdemokraten trotz Verwicklungen in Waffenhandel, trotz Ministerrücktritten und dilletantischem Vorgehen bei der Aufklärung des Palme-Mordes bei der Wahl nur geringe Schrammen abbekamen, kann nur eine Erklärung haben: Arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitisch stimmt alles in Schweden. Und Ingvar Carlsson konnte im Wahlkampf offenbar 'rüberbringen, daß die beste Voraussetzung für eine bessere Umwelt ein solides wirtschaftliches Fundament ist.

Gisela Pettersson