Jochimsen will Kalkar umwidmen

Von dem Vorschlag, im Schnellen Brüter Plutonium zu vernichten, rückt der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister ab / Statt dessen soll eine Forschungsanlage für Natriumtechnologie entstehen  ■  Aus Düsseldorf J.Nitschmann

Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Reimut Jochimsen (SPD) ist endgültig von seinem Vorschlag abgerückt, den umstrittenen „Schnellen Brüter“ in Kalkar als „Plutoniumsvernichtungsanlage“ zu nutzen. Jochimsen erklärte am Montag vor der Presse in Düsseldorf, auch bei der Plutoniumsvernichtung müsse der gesamte Nuklearkreislauf des Brutreaktors in Betrieb genommen werden. Insofern seien die „Sicherheitsvorteile“ einer anderen Nutzung, wie sie jetzt auch zunehmend aus den Reihen von CDU und FDP vorgeschlagen werde, „kein Grad geringer“, sagte der Wirtschaftsminister. Zudem müßte das Genehmigungsverfahren bei einer Umplanung des Brüterkerns zu einer Plutoniumsvernichtungsanlage völlig neu aufgerollt werden. Dies würde erneut mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Darüber hinaus meldete Jochimsen erhebliche Zweifel an der Effektivität des Kalkaer Brutreaktors als Putoniumsvernichtungsanlage an: Während bei den bundesdeutschen Kernkraftwerken pro Jahr etwa 40 Tonnen Plutonium anfielen, könne der Brüter in seiner derzeitigen Auslegung nicht mehr als 100 Kilogramm des hochgefährlichen Atommülls vernichten.

Statt dessen trat der Düsseldorfer Wirtschaftsminister erneut dafür ein, den Schnellen Brüter als Forschungsanlage für die Natriumtechnologie zu nutzen statt ihn abzureißen. Auf diesem Sektor gebe es immer noch ausgesprochen große Forschungsdefizite. Jochimsen räumte jedoch ein, daß eine solche Nutzung mit einem erheblichen Kostenaufwand verbunden wäre, weil der Anlage ständig Strom von außen zugeführt werden müßte, um das Natrium flüssig zu halten. Experten veranschlagen diese Kosten auf zwei Millionen Mark pro Monat. Der für die Genehmigung des Brüters zuständige Wirtschaftsminister wies darauf hin, daß für die Nutzung als Natrium-Forschungsanlage keine weitere Betriebsgenehmigung erforderlich sei, da hierbei keinerlei radioaktive Prozesse ausgelöst würden.

Unterdessen wird offensichtlich auch bei dem Hauptbetreiber des Schnellen Brüters, dem Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk (RWE), über eine Umnutzung des Reaktors konkret nachgedacht. Der RWE-Vorstandsvorsitzende Franz -Joseph Spalthoff erklärte am Montag gegenüber dem WDR, der sei für die Stromerzeugung überflüssig geworden, nachdem sich frühere Hochrechnungen über den Energiebedarf in der Bundesrepublik als falsch erwiesen hätten.