Berliner Linie - Feine Linie

Zum Aids-Bericht von Gesundheitssenator Fink  ■ K O M M E N T A R

Die populäre Berliner Liniehats gut: sie muß einfach besser sein als das Hardliner-Gegenstück aus Bayern. Und schon ist sie fein raus. Mit viel Aufklärung, flächendeckend, bunt und griffig. Der PR-Glanz mit wohlklingenden Sprachneuschöpfungen wie streetworker und schoolworker kaschiert das reale Elend der Infizierten und Kranken.

Viel Geld geht drauf für die Aufklärung im Vorfeld zur Krankheit, doch die Erkrankten sind abgeschrieben. Keine offene Diskussion um Methadonprogramme wird geführt und nur unzureichend ist die Arbeit im dreckigen Drogenkiez. Den Krankenhäusern, die sich der Kranken annehmen, fehlt es an Geld und Personal. Und die Bemühungen um die notwendige konkrete Hilfe für den Alltag der Kranken - Arbeit und Wohnen, Lebensunterhalt und Betreuung - werden in den Zauberbereich der Selbsthilfe verschoben.

Immer noch sind Betroffene in unzumutbarer Weise damit beschäftigt, das täglich erlebte Manko selbst zu organisieren.Mit dem beschwerlichen Weg durch behördliche Instanzen, um Finanzen, Unterstützung und Anerkennung ringend. So modern sich der Senat gibt mit den flotten Sprüchen, so wenig flexibel und konzeptionslos reagiert er auf die tatsächlichen Anforderungen für eine humane Krankenversorgung.

Elmar Kraushaar