: Problem ausgelagert
■ Wegen Überlastung werden Flüge von München nach Oberpfaffenhofen verlegt
„Wehren wir uns! Gemeinsam! Auf daß uns die Politik nicht unter den Lärmteppich kehrt!“, forderten Fluglärmgegner im Westen des Starnberger Landkreises (südwestlich von München) auf einer Vielzahl von Plakaten. Die Plakate sind mittlerweile Makulatur: 4.000 Flugbewegungen der Allgemeinen Luftfahrt werden wohl noch in diesem Jahr auf den Dornier -Werkflugplatz nach Oberpfaffenhofen verlagert werden. So entschied der Bayerische Ministerrat, um dem völlig überlasteten Flughafen München-Riem Luft zu verschaffen. Sieht die Münchner Regierung in dieser Auslagerung eine Möglichkeit, die Drehscheibe München-Riem in Rotation zu halten, mehren sich die Stimmen, die auf eine Verminderung des Flugverkehrs dringen. Allen voran fordern die Grünen ein generelles Verbot der „Hobby- und Luxusfliegerei“, wozu sie mit Ausnahmen auch die Geschäftsflieger zählen. Nur durch die Entlastung des Luftraumes könne der Linienflugverkehr sicherer gemacht werden. Letztes Ziel der Grünen für die Zukunft: Die Abschaffung des innerdeutschen Flugverkehrs. Die Auslagerung soll bis zur Inbetriebnahme des Großflughafens München II, also vorausichtlich bis 1991 dauern. Ob es beim Provisorium bleibt, oder ob eben dieses Provisorium zum Dauerzustand wird, ist bis heute unklar. Zwar versprach Gerold Tandler als Wirtschaftsminister am 26.6. die Interimslösung: eine „zahlenmäßige und zeitliche Begrenzung (sei) garantiert“, eine rechtsverbindliche Absicherung jedoch existiert nicht. Die Regierung von Oberbayern lehnt eine solche rechtsverbindliche Absicherung ab, und die Münchner Flughafengesellschaft führte Tandlers Versprechen am 1.August schriftlich ad absurdum: „Der Geschäftsflugverkehr muß auch nach Inbetriebnahme von München II zumindest teilweise auf anderen Plätzen untergebracht werden.“
Walter Zimmermann-Hedewig
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