Knatsch nach der Bronze-Staffel

■ Die hohen Erwartungen der bundesdeutschen Schwimmer gingen nicht in Erfüllung / Kein Gold für Michael Groß, Jens-Peter Berndt und die Staffel / Sensation durch einen Surinamesen

Berlin (taz) - Wenig zu lachen hatten die bundesdeutschen Schwimmer an jenem Tag, der eigentlich ihr ganz großer werden sollte. Zwar gewann der 'Bild'-Reporter Michael Groß, in Seoul unter Journalisten mittlerweile als 'badender Lattek‘ verspottet, endlich seine erste Medaille - eine bronzene, die er mit seinen Schwimm-, jedoch nicht Berufskollegen Hochstein, Fahrner und Henkel in der 4x200 m Freistil-Staffel erschwamm - dafür wurde er aber im 100 m Schmetterling wieder nur Fünfter, während Jens-Peter Berndt über 400 m Lagen nur den sechsten Platz belegte.

Vor vier Jahren in Los Angeles hatte den Bundesdeutschen nur ein Wimpernschlag das Staffelgold gekostet, diesmal lagen Schwimmwelten zwischen ihnen und den siegreichen USA, die mit dem überragenden Schlußschwimmer Matt Biondi nebenbei noch den Weltrekord der BRD auslöschten. Hinterher gab es Knatsch. Fahrner erklärte seinen Rücktritt und Henkel wurde wegen indiskutabler Leistung und mangelndem Mannschaftsgeist angemosert.

Noch zappendusterer sah es bei den Schmetterlingen aus, wo Groß sich einen Fehlstart leistete, danach schlecht vom Block wegkam und auch noch die Wende verpatzte. Alles wartete im Finish darauf, daß Matt Biondi, der schon über 200 m Freistil, wo er mit Michael Groß zusammen Top-Favorit war, den Sieg verpaßt hatte, als erster anschlagen würde.

Doch ebenso überraschend wie sensationell zog auf den letzten Metern ein gewisser Anthony Neski aus Surinam an allen vorbei und holte die erste olympische Medaille für das kleine südamerikanische Land. „Wichtig waren die ersten 25 m. Da kam ich gut weg. Dann wollte ich 50 m durchhalten. Das ging auch gut. Ich glaube, die letzten 50m waren dann auch ganz gut“, analysierte der Sieger später lapidar sein Rennen.