Urananlage brand-gefährlich

Gewerbeaufsichtsamt und TÜV monieren schwere brandschutztechnische Mängel der Anlage in Ellweiler / Löhne werden verspätet gezahlt / Strahlende Erde für Nato-Bunker / Konkursverfahren möglich  ■  Aus Frankfurt Michael Blum

In der umstrittenen Uranaufbereitungsanlage Ellweiler bestehen 26 brandschutzrechtliche Mängel. Wie aus einem der taz vorliegenden Protokoll einer „Gefahrenverhütungsschau am 1.Juni 1988“ hervorgeht, sind davon auch sicherheitsrelevante Bereiche der Anlage betroffen. An der Vorort-Überprüfung hatten unter anderem Vertreter des TÜV Trier und des Gewerbeaufsichtsamtes Idar-Oberstein teilgenommen. In Punkt 17 des Protokolls heißt es, daß 13 Tonnen Chemikalien auf „brandgefährliche“ Art unsachgemäß gelagert werden und aus dem Produktionsbereich zu entfernen sind. Die Chemikalien müssen, stellten die Kontrolleure fest, in speziellen, feuerbeständigen Räumen untergebracht werden. Eine Maßnahme, die in dem Prüfbericht als „erforderlich“ bezeichnet wird, da sonst bei einem Sekundärbrand Explosionsgefahr bestehe. Unter Punkt 24 der Mängelliste wird für die von der „Gewerkschaft Brunhilde“ betriebene Anlage ein „Alarm-Gefahrenabwehrplan“ gefordert, in dem unter anderem die Gefahrenbereiche nach der Strahlenschutzverordnung mit Überwachungs-, Kontroll- und Sperrbereichen auszuweisen sind. Für die Grünen im Kreis Birkenfeld ist diese Mängelliste ein Skandal: „Obwohl die Anlage nach Angaben der rheinland-pfälzischen Landesregierung ständig von acht Behörden überprüft wird, existieren Sicherheitsmängel“, erklärt der Sprecher des Kreisverbandes, Jürgen Essig.

Die Anlagen-Betreiber haben nach Informationen der taz allerdings nicht nur mit Sicherheitsmängeln zu kämpfen: Die August-Löhne der Belegschaft wurden erst mit Verspätung ausgezahlt, wie die taz erfuhr. Die Verwaltungsstelle der IG Chemie in Saarbrücken hat entsprechende Informationen inzwischen bestätigt. Nach Angaben der Landtagsgruppe der rheinland-pfälzischen Grünen zeichnet sich für Ellweiler sogar ein Konkursverfahren ab.

Unterdessen hat eine Sprecherin der „Gewerkschaft Brunhilde“ erstmals zugegeben, daß radioaktiver Bodenaushub im Kreis Birkenfeld bis 1973 als Baumaterial verwandt wurde. Unter anderem „wurde damit der Nato-Oberbefehlsbunker Börfink errichtet“, sagt Essig. Währenddessen hat der rheinland-pfälzische Landtagsabgeordnete der Grünen, Harald Dürr, vier Kleine Anfragen zu Ellweiler eingebracht. Die Landesregierung soll Auskunft über die Vertragspraxis der staatlichen Stellen und die Verwendung von radioaktivem Abraummaterial erteilen.