Südwestfunk setzt Interview mit Peter-Jürgen Boock ab

Baden-Baden (taz)- Im Zusammenhang mit der Diskussion um die Begnadigung der früheren RAF-Mitglieder Peter-Jürgen Boock und Angelika Speitel hat der Südwestfunk (SWF) kurzfristig ein Interview zwischen Boock und zwei Jugendlichen vom Programm abgesetzt. Die Entscheidung gegen die für gestern nachmittag geplante Austrahlung des Interviews soll - so SWF -Sprecher Horst Walker - ohne Druck von außen im Sender getroffen worden sein. Hörfunk-Chef Reiss habe das Interview geprüft und befunden, daß es sowohl bei den Fragen als auch den Antworten gravierende Mängel aufweise. Das Gespräch war bereits im Frühjahr in der Hamburger Haftanstalt Fuhlsbüttel aufgezeichnet worden. Es gebe keine Auskunft über Boocks Taten und sei daher nicht geeignet, junge Höhrer „ausreichend zu unterrichten und ihnen eine geeignete Meinungsbildung zu gestatten“.

Gegen eine Begnadigung von Boock und Speitel hat inzwischen auch der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Hermann Lutz, gewettert. In einem Gespräch mit der 'Augsburger Allgemeinen‘ sagte er, er sei „skeptisch“, ob eine Begnadigung als „das Signal verstanden wird, den mörderischen Kampf gegen uns alle aufzugeben“.

Bundesjustizminister Engelhard hat gestern den Genralankläger Rebmann wegen der Veröffentlichung der zwei Schreiben der Bundesanwaltschaft an das Justizministerium in Schutz genommen. Die Bundesanwaltschaft sei im Rahmen ihrer Berichterstattungspflicht „um Stellungnahme in der Gnadenfrage gebeten“ worden.

wg