Massenhafter Protest

■ Mehr als 80.000 Menschen protestierten gestern gegen die Politik von IWF und Weltbank

Nach letzten Angaben der Demonstrations-Leitung haben gestern weit über 80.000 Menschen an der Demonstration gegen die Politik von IWF und Weltbank teilgenommen. Diese unerwartet hohe Beteiligung übertrifft sogar die großen Vietnam-Demonstrationen aus den Hochzeiten der APO. Vor den Zehntausenden erklärte die Sprecherin des „Bundeskongreß entwicklungspolitischer Gruppen“ auf der Abschlußkundgebung: „Hier ist erst ein Anfangszeichen gesetzt. Unser Widerstand muß darüber hinausgehen. Er muß hier ansetzen - bei den Banken und Konzernen, bei den verantwortungslosen Politikern, die diese Machenschaften absichern.“

Die Polizei hatte nach eigenen Angaben 10.000 Uniformierte, unter ihnen etliche Hundertschaften aus der BRD, im Einsatz. Die berüchtigten EbLT-Polizisten wurden offenbar noch rechtzeitig zu diesem Sicherheitsspektakel mit neuen Helmen in bräunlicher Farbe ausgerüstet. Alle Seitenstraßen zum ICC, in dem zur selben Zeit der Interimsausschuß von IWF und Weltbank tagte, waren von teilweise schwarz uniformierten Spezialeinheiten der Polizei hermetisch abgeriegelt.

Bereits vor Beginn der Demonstration kontrollierte und überprüfte die Polizei rund um den Sammelplatz an der Joachimsthaler Straße nach eigenen Angaben „Hunderte von Personen“. Noch auf dem Kurfürstendamm kam es zu einem kurzen Gerangel zwischen Pressefotografen und Demonstranten, die nicht fotografiert werden wollten. Dabei wurden zwei Fotografen leicht verletzt. Ansonsten melden Veranstalter wie auch die Polizei einen friedlichen Verlauf der Großdemonstration.

Zu einer brenzligen Situation war es auf dem Kaiserdamm gekommen, als die Polizei von der Demonstrationsleitung verlangte, sie möge dafür sorgen, daß einige mit Palästinenser-Tüchern maskierte DemonstrantInnen „unverzüglich ihre Vermummung“ zu entfernen hätten. Nach etlichem Hin und Her zwischen Polizei und Demo-Leitung einigte man sich darauf, die monierte „Vermummung“ als „kulturellen Beitrag“ zu werten.

Zu neuen Veranstaltungsverboten ist es am Wochenende nicht gekommen. Über die bislang ergangenen sechs Verbote wird das Verwaltungsgericht heute entscheiden.

taz