45 Grad im Schatten

Platten bewahren die Stimme der „silbrigsten Sophie“, wie sie Richard Strauss, der Komponist des „Rosenkavaliers“, genannt hat. Die gebürtige Wienerin sang mit 21 Jahren an der Volksoper ihrer Heimatstadt in Operetten, debütierte 1939 am Opernhaus Zürich als Cherubino in Mozarts „Figaro“, war von 1942 bis 1947 Mitglied der Münchner und anschließend der Wiener Staatsoper. 1946 hatte sie großen Erfolg als Zerline in Mozarts „Don Giovanni“ bei den Salzburger Festspielen. Von Wien aus gastierte sie an allen großen Opernhäusern. Ihr Repertoire reichte von der Rosalinde in der „Fledermaus“ von Johann Strauß bis zur Anne Trulove in Strawinskys „The Rake's Progress“.

Ein atlantisches Bündnis der ganz unmilitärischen Art ist es, was die USA von sofort an mit der Bundesrepublik verbindet: Waren früher amerikanische Künstler dieseits des „Großen Teichs“ die gefragten Stars, so hat sich die Situation seit den späten 70er Jahren ein wenig umgekehrt. Verwunderlich ist es also nicht, wenn nun Kunstinstitute in Boston gemeinsam mit Düsseldorfer Kollegen zur „Binationale“ einladen. Etwa 25 junge amerikanische Künstler werden zunächst in ihrer Heimat und dann in der Bundesrepublik, entsprechend viele deutsche Künstler zur selben Zeit erst am Rhein, dann in den USA präsentiert. Immerhin haben sich das Bonner Auswärtige Amt und die Nordrhein-Westfälische Landeskasse den deutschen Beitrag 720 000 Mark kosten lassen. Am Freitag wurde der deutsche Teil der „Binationale“ eröffnet, die als Gemeinschaftswerk der Kunstsammlung NRW, des Kunstvereins für die Rheinlande und der Städtischen Kunsthalle entstanden ist und in den drei Häusern bis zum 27. November Künstler der um 1950 geborenen Jahrgänge vorführt. U.a. verkündet - O-Ton dpa - der Maler Albert Oehlen den Spruch „Der Ausfluß der Seele ist Glückseligkeit“ von einer mäßigen Leinwand. Da ist das gemalte Bekenntnis „Ich an die Macht“ des bereits etablierteren Jörg Immendorf witzig-spritziger. Andreas Slominski hängt „Schwimmbilder“, Ornamente aus geschäumtem Kunststoff, an die Kunsthallenwand und bedankt sich auf dem Titel-Zettel artig bei einem großen örtlichen Chemiekonzern.